Volltext: Plastische Anatomie des menschlichen Körpers

des Kopfes. 
Muskeln 
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Für die Deutung der Muskelzusammenziehungen des Antlitzes ist 
folgendes zu berücksichtigen: Die Muskulatur der ganzen Umgebung des 
Auges kann "zunächst nur zweierlei bewirken; den Zugang des Lichtes 
zu dem Auge möglichst frei machen oder denselben massigen, 
dampfen und gänzlich absperren. Aufschlagen des oberen und 
Herabsinken des unteren Lides, Aufziehen der Augenbrauen durch die 
Zusammenziehung des Stirnmuskels, Glättung der Haut über der Nasen- 
wurzel, parallele Augenstellung zeichnen das nach Licht begierige Auge 
aus. Es will das volle Licht eines ihn erfreuenden Gegenstandes auf- 
nehmen. S0 ölinet starkes Begehren der Lider, so ist bei allen ange- 
nehmen Eindrücken das Auge offen, und die Stirn geglättet. Das 
ist gleichzeitig der Grundzug der freudigen Stimmung. Nach 
dem Prinzip der Association kehrt dieselbe ungezwungene, leichte Span- 
nung in der Umgebung des Mundeswieder. Der auf beiden Seiten gleich 
hoch, wenn auch wenig hinaufgezogene Mundwinkel laßt die Thätigkeit 
der Heber der Oberlippe und des Mundwinkels erkennen, jedoch so, daß 
nur eine schwache Spur einer Dehnung in der Haut des Mundwinkels 
entsteht. Dort macht sich ein mäßiger Druck bemerkbar, der Mundwinkel 
geht empor und schiebt die leichter bewegliche Haut der Wange gegen 
die etwas schwerer verschiebbare Portion in der Region des Wa-ngenbeines. 
Bei höheren Graden zieht sich der Mund horizontal in die Breite, 
entweder nur auf der einen Seite oder auf beiden, wir sprechen dann 
vom "Lächeln". 
Bei lauter Freude öffnet sich der Mund, so daß die Zähne leicht 
sichtbar werden, oder es kommt zum Lachen, d. h. zu kurzen, schnell 
folgenden Ausatmungsstößen durch die, zu hellen Tönen gespannten Stimm- 
bänder. Dabei werden die Stimmbänder bald genähert, bald voneinander 
entfernt und es entstehen charakteristische, unartikulierte Laute im Kehl- 
kopf mit Erzittern des weichen Gaumens. Der Mund wird mehr oder 
weniger leicht geöffnet, die Mundwinkel werden stark nach hinten und 
ein wenig nach oben gezogen, ebenso wie die Oberlippe. Durch das 
Rückwärts- und Aufwärtsziehen der Mundwinkel wird die Wangenhaut 
nach oben geschoben, es bilden sich hierdurch Falten unter den Augen 
und an den äußeren Augenwinkeln, und diese sind für Lachen und 
Lächeln äußerst charakteristisch. Das Hinaufschieben der Wangenhaut 
bei dem Lachen häuft die Masse der emporgedrängten Haut auf der vor- 
deren Fläche des Wangenbeines in der Nähe des unteren Augenhöhlen- 
randes an, diese Masse staut sich und drängt die weiter oben liegende 
Partie gegen das untere Augenlid, das in diesem Falle gehoben wird. 
Bei viel Fettanhäufung im Gesicht kann die Lidspalte verengert werden. 
Durch dieselben Ursachen wird offenbar auch der äußere Augenwinkel 
höher geßlßllt, und dadurch ein Hauptzug des freudigen Antlitzes bedingt. 
Ein helles und glänzendes Auge ist für einen vergnügten Seelen-
	        
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