Muskeln
Kopfes.
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bindung zwischen Nasenwurzel und Stirn nur selten vor; sie war im
Altertum keineswegs die Regel, wie die Portratbüsten aus jener Zeit
deutlich beweisen und überdies die Anatomie sowohl der alten als der
modernen Schädel darlegen kann. Der naturgemaße Ansatz von der
Stirn und der Nase liegt bei dem Mann vertieft. Der Grund liegt
in der Dickenzunahme des Stirnbeines und namentlich in der Ent-
stehung der lufthaltigen Raume, deren schon in der Knochenlehre S. 66 u. f.
gedacht wurde.
Es ist eine für die Rassenanatomie bemerkenswerte Thatsaclie, daß
bei manchen Formen des Menschengeschlechtes die Nasenbeine bis zum
Verschwinden zurückgebildet werden. Legen sich dann gleichzeitig die
Nasenfortsatze des Oberkiefers flach, statt sich steil zu erheben, so kommt
es zu einem fast vollständigen Mangel der Nasenwurzel und des oberen
Drittels der Nase. Unter den in den letzten Jahren durch Zentraleuropa
geführten Samojeden und Kalmücken befanden sich einige Individuen,
bei welchen nur die untere Nasenhälfte vorhanden und selbst diese
mangelhaft entwickelt war. Da bei uns die Nase den hervorragendsten
Teil des Gesichtes darstellt, so fallen uns Mißverhaltnisse der erwähnten
Art höchst unangenehm auf. Der teilweise oder vollkommene Verlust
der Nase entstellt mehr als ein weit größerer Formfehler eines anderen
Gesichtsteiles. Nicht minder störend wirken die Verdickungen der Haut.
Die monströse Entstellung kann so weit gehen, daß die Nase bis auf das
Kinn herabhängt.
Eine Beschreibung der Nasenspitze, der Richtung und Form der
Nasenöffnung und anderer Merkmale kann hier unterbleiben, nachdem
dieses auffallende Organ, wie kein anderes, zur Beobachtung herausfordert.
Besondere Eigenschaften der Nase drücken folgende bei den Alten gebräuch-
liche Bezeichnungen aus: Nasus sinzus, Mopsnase, Nasus aviczalaris, Spitznase,
Nasus admwus, Habichtsnase, Nasus incurzws, Sattelnase, Nasus nasicornis,
aufgestülpte Nase.
Äußerst selten steht die Nase vollkommen symmetrisch in der Mitte des Ge-
sichtes. Am öftesten weicht sie nach links ab. Wmcxsnl studierte die so häufig
vorkommende Schiefnase an Schädeln, Totenmasken und Lebenden, und kommt zu
dem Ergebnis, daß es eine Schiefheit der Nasenwurzel und eine Schiefheit der Nasen-
spitze gebe, je nachdem die Asymmetrie in den Nasenbeinen, oder aber in der Nasen-
scheidewand liegt. YVeichen beide Teile in entgegengesetzter Richtung ab, so ent-
steht jene lächerliche Form der Nase, welche nach einer Seite gekrümmt ist. Für
alle diese Abweichungen der Nase von dem geraden Wege wird der Druck verant-
wortlich gemacht, Welchen das Schlafen auf einer und derselben Körperseite ver-
ursacht. Sömmnme, S. Trn, Abbildungen der menschlichen Organe des Geruches.
Frankfurt aJM. 1809. Mit 5 Tafeln. ARNOLD, Fa, Sinnesorgane. Zürich 1839. Fasc. II.
Mit vielen Tafeln. Tormsnn, Elements d'Anthropologie generale. Paris1885. 8.297 uif.
RANKE, Der Mensch. A. a. o. 13a. 11. s. 4a.
1 WELCKER, H, Die Asymmetrien der Nase und des Nasenskeletes.
zur Biologie. Eine Festschrift. 1882. 8". S. 317. 7 Holzschnitte.
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