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Siebenter Abschnitt.
auslauft, der mit seiner Konkavitat nach außen gerichtet ist. Dieser
kleine zierliche Rand (Fig. 144 Nr. 5) hat, von seiner Ähnlichkeit mit der
Mondsichel, die Bezeichnung halbmondförmige Falte erhalten. Sie ist
eine Erinnerung an die Nick- oder Blinzhaut der Tiere, und wird auch
mit dem Ausdruck Nickhautfalte benannt.
Die geschlossene Lidspalte stellt eine nach unten konvexe Linie
dar. Am inneren Augenwinkel zieht sie, etwas abgerundet, erst eine
kleine Strecke horizontal, wird dann konvex, um nach Vollendung ihrer
Bahn wieder 3-4 mm horizontal weiter zu ziehen. Dabei ist ihr Anfang
am inneren Augenwinkel etwas verdickt auf Grund des gerundeten Über-
ganges zwischen dem oberen und unteren Lid, während sie am äußeren
Augenwinkel sehr spitz ausläuft.
Bindehaut
des
Auges
(Oowjuvwtiva
oculi).
Es ist eine allgemeine Erscheinung am menschlichen und tierischen
Körper, daß die äußere Haut an der Stelle der Körperöffnungen sich als
eine zarte durchsichtige Membran in die Körperhöhlen hinein fortsetzt.
S0 schlägt sich die äußere Haut, einer üblichen Ausdrucksweise zufolge,
auch von der vorderen Flache der Augenlider zur hinteren um, überzieht
diese, wendet sich dann gegen die Oberfläche des Augapfels, um dessen
vordere Flache zu überziehen. Die Fortsetzung der äußeren Haut auf
die hintere Fläche der Lider und auf das Auge nennt man Bindehaut
des Auges. Bei diesem Übergang wird sie immer durchsichtiger, so daß
sie schließlich auf der Oberfläche des Augapfels für das freie Auge un-
sichtbar ist. Daß die Cornea von einer ö-Sfachen Schichte feiner Zellen
bedeckt ist, ahnt niemand, nur das Mikroskop liefert den unzweifelhaften
Beleg. Diese Fortsetzung der Bindehaut auf die Hornhaut bleibt während
des Lebens völlig durchsichtig, der Lidsehlag hält sie feucht, und von
der vorderen Augenkammer her, kommt der auch für sie unerläßliche
Ernährungssaft. Nach dem Tod trübt sich diese durchsichtige Schichte,
das Auge wird glanzlos, wie mit einem Schleier überzogen. An der Ober-
fläche entsteht nur mehr ein schwacher Lichtreilex, das Auge ist
"gebrochen". Alle diese Vorgänge spielen sich auf der Hornhaut in ver-
hältnismäßig kurzer Zeit ab. Die Oberfläche des Weißen, die Sclera,
verändert sich zwar ebenfalls nach dem Tode, allein ihre Veränderungen
sind weniger auffallend. Nur der Geübte wird wahrnehmen, daß auch
sie an Glanz verloren hat. Unterdessen behält der Augapfel noch für
mehrere Stunden seine pralle Beschaffenheit, selbst dann, wenn das
Auge halb offen steht, und das Austrocknen der Hornhaut ungehindert
geschehen kann.
Die Geschlechtsunterschiede desnAuges sind schwer festzustellen. Die
Angaben hierüber sind folgender Art: Das Außere des Auges hat bei den Männern