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Siebenter Abschnitt.
Glotzaugen, Ochsenaugen u. s. w., wie
Gebiet der krankhaften Störungen.
sie populär
werden ,
genannt
gehören
das
Wird das Fett durch Krankheiten oder durch Abmagerung wie beim
Hunger aufgezehrt, so sinkt der Augapfel tief in die Höhle zurück.
Rings an dem knöchernen Augenhöhlenrand entsteht dann eine Vertiefung,
die vorzugsweise am oberen Augenlide auffällt, weil dieser Rand stärker
hervorragt, als der untere. Die übliche Sprachweise nennt diese Er-
scheinung hohle Augen. Durch diese Vertiefung wird nicht nur der
knöcherne Rand der Augenhöhle deutlich sichtbar durch die Haut, son-
dern auch die Gestalt des Augapfels wird in größerem Umfang bemerkbar.
Im hohen Alter, wenn der Schwund der Muskeln und des Fettes auch
in der Umgebung des Augapfels weitergreift, dann treten ebenfalls die
knöchernen Ränder hervor. "Hohle Augen" können auch entstehen
durch Leerheit der venösen Gefäße. In dem Fettpolster verlaufen zahl-
reiche Blutadern, durch deren Entleerung die Umgebung des Augapfels
einsinkt. Schwerer Kummer, der die Zirkulation des Blutes verlangsamt,
Schreck und Angst, die ähnlich aber" plötzlicher wirken, oder auch eine
durchtanzte Nacht können dieselbe Erscheinung um das Auge hervor-
bringen. Mit der verlangsamten Zirkulation des Blutes nimmt auch die
Menge der, die Gewebslücken sonst strotzend füllenden Gewebsflüssigkeit
ab, und dann scheinen früher unsichtbare blaue Stränge, die schwach-
gefüllten, tiefliegenden Venen, durch die feine Haut hindurch. Diese
lokalen Zeichen von Schwäche benutzt die Eitelkeit, um dem Auge einen
schmachtenden Ausdruck zu geben. Sie färbt die Lider etwas dunkel,
und sucht, wie im Orient, jenen Effekt, den nur Schmerz oder Sehnsucht
auf das Gesicht malen, durch aufgetragenes Schwarz zu erreichen.
Das Zurücktreten und Einsinken der Umgebung des Augapfels tritt
auch ein im Tod. Die venösen Gefäße entleeren sich, das Fett, während
des Lebens flüssig, erstarrt infolge der Abnahme der Temperatur in
seinen Zellen, zieht sich also auf ein kleines Volumen zusammen. Die
Umgebung des Auges wird dadurch hohl, und die Knochenränder treten
scharf hervor. Die Art, wie dies geschieht, läßt ganz bestimmte Falten
erkennen, die näher zu beschreiben sind.
Die Lagerung des Auges tritt uns in zwei extremen Formen ent-
gegen, nämlich als tiefliegende (Fig. 135) und als flachliegende Augen
(Fig. 136). Die "tiefliegenden" liegen nicht an und für sich tiefer in die
Augenhöhle versenkt, sondern die Gestalt des Schädels bedingt, durch
Vorspringen und Überhängen der Augenhöhlenränder die tiefere
Lage; die Augen liegen wie in einem Versteck, können sich auch, des
Vortretens der Stirn wegen, weniger weit öffnen als andere und erhalten
dadurch einen selbständigeren und abgeschlosseneren Charakter, welcher
noch durch eine dunklere Farbe der Iris vermehrt werden kann. Sie
kontrastieren gegen die freier liegenden und weiter geöffneten Augen.