des Kopfes.
Muskeln
251
die Haut hindurch zu erkennen, sofern nicht Fettschichten der Gesichts-
haut ihn allzusehr einhüllen. Es lassen sich die derben Züge seiner
Muskelbündel und ihre schiefe Richtung namentlich während des Kauens
deutlich verfolgen. Auch der vordere Rand des Muskels hebt sich von
der Fläche des Trompetermuskels (Fig.127 Nr. 22) unverkennbar ab. Da-
gegen ist der hintere Rand unter normalen Umständen durch die Haut
nicht bemerkbar, denn er wird von der großen Ohrspeicheldrüse bedeckt.
Wirkung: Zieht den Unterkiefer hinauf.
Der Muskel besteht streng genommen aus zwei Schichten, einer äußeren und einer
inneren. In der vorausgegangenen Beschreibung ist die äußere Schichte erwähnt
worden, weil sie vorzugsweise die Form des Antlitzes beeinfiußt. Die innere Schichte
entspringt weiter gegen die Ohröffnung hin von dem unteren Rande des Jochbogens;
auch diese Schichte hat einen schiefenlVerlauf. Ihr Ansatz ist vom Unterkiefer-
winkel entfernt und mehr nach dem Körper des Knochens hin verlegt. Charakteristisch
ist die äußere Fläche des Muskels bei den Zusammenziehungen desselben. Es tritt
nämlich hier jener Gegensatz der Sehne zu dem Fleisch, der in den einleitenden
Bemerkungen zur Muskellehre geschildert wurde, mit auffallender Schärfe hervor.
Der Muskel entspringt sehnig von dem Wangenbein, seine breite, platte Sehne setzt
sich dann mit längeren und zipfelartigen Spitzen auf die Fleischmasse fort, so daß
also nur am Kieferwinkel die strangartigen Bündel von Muskelmasse völlig frei-
liegen. Diese sind es denn, welche oft bei dem Kauen deutlich sichtbar werden,
abgesehen davon, daß der Muskel im ganzen sich verdickt und von der Unterlage
sich abhebt. Das alles ist nur bei Männern zu sehen, deren Gesichtshaut dünn ist.
Wie alle Muskeln des Körpers, so kann auch der Kaumuskel eine Rolle bei der
Mimik spielen. Wenn im Zorn die Kiefer aneinander gepreßt werden, so ergänzen
seine vertretenden Stränge und Ränder das Bild der Erregung. Am eigenen Kopf
ist seine Thätigkeit und diejenige des Schläfenmuskels auch deutlich zu fühlen, so-
bald man, während des festen Kieferschlusses, den Finger auf die entsprechenden
Stellen legt.
Der Schlafenmuskel (M. temporalis, Fig. 127 Nr. 17), ein platter, der
Scliläfenfläche aufliegender Muskel, wird von einer starken Fascie der
Schlafenfascie bedeckt. Er entspringt mit bogenförmigem, sehnigem
Rand von der oberen Schläfenlinie, von der unteren Schlafenlinie stoßen
Muskelfasern zu ihm, ebenso von der Schläfenheinliäche und dem vorderen
Rand der Schläfengrube. Alle diese Fasern laufen konvergierend herab,
und vereinigen sich in einer kurzen starken Sehne, welche zum Kronen-
fortsatz des Unterkiefers geht und ihn beinahe vollständig "umgiebt.
Wirkung: der Schlafenmuskel zieht den Unterkiefer herauf.
An seinem Verlauf ist ganz besonders bemerkenswert, daß er unter
dem Jochbogen (Fig. 127 Nr.18) hindnrchgeht. Der Muskel ist jedoch
nicht imstande, die Kluft zwischen der knöchernen Spange und der Schlafe
vollständig auszufüllen. Dort liegt noch Fett, das je nach der Masse die
Krümmung des Jochbogens bald deutlich durch die Haut hindurch er-
kennen laßt (Fig. 128 und 130), bald bis zur Undeutlichkeit einhüllt.
Doch wird die charakteristische Jochbogenlinie, welche die Schlafe von
der seitlichen Wange trennt, dem Kenner des Knochenbaues nie völlig