Muskeln
des Kopfes.
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die Muskeln dieser Gruppe in ihrer Ausbildung zahlreichen Schwankungen
unterworfen sind, so dürfen sie den, bei dem Menschengesehlecht ver-
kümmerten Muskeln, zugezählt werden. Bei den meisten Säugetieren sind
sie dagegen mächtig entfaltet. Das Ohr unserer Haussäugetiere besitzt
eine ganze Anzahl kräftig entwickelter, die Ohrmuschel rings umgebender
Muskeln, das Pferd allein über 14, die unbedeutenden gar nicht mit-
gerechnet. Bei dem Menschen sind nur drei Muskeln nachzuweisen:
1) Der Vorwärtszieher des Ohres (ilI. attrahens azwieulae), ein
platter, dünner Muskel, der auf der Schläfenfascie liegt und zum vorderen
Rand der Ohrenkrempe geht. Zuweilen schließt er sich mit einigen
Bündeln dem Stirnmuskel an.
2) Der Aufheber des Ohres (III. attolens auriculae) liegt über dem
Ohre, entspringt ausgebreitet von der Sehläfenfaseie und verlauft, sich
verschmälernd, zum Ohr herab, um an die hervorragendste Stelle der dem
Schädel zugekehrten Fläche des Ohrenknorpels sich zu befestigen.
3) Der Rüekwartszieher des Ohres (M. retrahens auriculae) liegt
hinter dem Ohr, und wird bisweilen durch mehrere kurze aber starke
Bündel vorgestellt. Er entspringt vom Sohlafenbein an der Basis des
Warzenfortsatzes oberhalb der Anheftungsstelle des Kopfniekers, und setzt
sich an der konvexen Flache fder Ohrmuschel an. ROBESPIERRE soll in
einem auffallenden Grade die Fähigkeit besessen haben, die Ohren will-
kürlich zu bewegen, ebenso der berühmte holländische Anatom ALBIN.
Die Muskeln des Schädeldaches sind ihrer Wirkung nach als
Vorwärts- und Rückwärtszieher der Kopfschwarte zu bezeichnen. Als
Vorwärtszieher wirkt der schon Seite 241 ausführlich beschriebene Frontalis
oder Stirnmuskel, als Rückwärtszieher der Hinterhauptsmuskel (Occipitalis).
Die ganze behaarte Kopfhaut ist beweglich, freilich ist bei dem Menschen
die Wirkung der Muskeln des Schädeldaches sehr abgeschwächt, weil die
hintere Abteilung verkümmert ist, während die vordere vorzugsweise in
den Dienst eines Sinnesorganes, des Auges, überging. Allein die Beweg-
lichkeit der Kopfschwarte ist im ganzen erhalten geblieben.
Muskeln
des
Unterkiefers
(Kaumuskeln).
Diese noch dem Kopf angehörige Muskelgruppe wird von Muskeln
gebildet, welche vom Schädel her, ihrer Aufgabe entsprechend, zu dem
Unterkiefer ziehen, zu dessen Bewegung bei dem Kaugeschäfte sie in
erster Linie dienen. Zwei besitzen eine oberflächliche Lege, zwei liegen
tief verborgen.
Der
halb des
äußere Kaumuskel (.111. masseter, Fig. 124 Nr.21) liegt unter-
Jochbogens der äußeren Fläche des Unterkiefers an. Er ent-