Volltext: Plastische Anatomie des menschlichen Körpers

Muskellehre. 
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Oberarmknochen und einen Vorderarmknochen in natürlicher Verbindung 
dar. Auf der vorderen Fläche dieser durch ein Gelenk verbundenen 
Knochen beündet sich ein Muskelbauch, dessen Anfangs- und Endsehne 
mit den betreffenden Knochen verwachsen sind. Man nennt nun: 
Ursprung (Origo) eines Muskels (Fig. 114 Nr.1) die dem Kopf des 
Menschen näherliegende Portion des Muskels, welche, die einfachste Art 
der Wirkung angenommen, bei der Zusammenziehung in unveränderter 
Stellung bleibt; 
Ansatz (Insertio) ist die am entgegengesetzten Ende befindliche 
Portion, welche bei der Zusammenziehung dem Ursprung genähert wird 
(Fig. 114 Nr. 3); 
Verlauf heißt der Weg, den der Muskel zwischen dem Ursprung 
und dem Ansatz zurücklegt. Aber während diese Bezeichnungen die 
Lage zu dem Körper in's Auge fassen, werden noch andere notwendig 
für die einzelnen Abschnitte dieses Organes selbst. An jedem Muskel 
heißt Kopf (Caput) der dem Ursprungspunkt zunächst liegende Teil, 
Muskelbauch (Venter), der mittlere iieischige Teil (Fig. 114 Nr. 2), Schwanz 
(Cauda) das Ende des Muskels (Fig. 114 Nr.5). 
Von diesem klassischen Bild eines Muskels, das dazu dient, sowohl 
bei Mensch als Tier sich die Grundvorstellungen über das Wesen dieses 
Organes anzueignen, giebt es jedoch sehr beträchtliche Abweichungen. 
Nicht in dem Prinzip, denn Ursprung und Ansatz sind überall vorhanden 
und stets ist dem Muskelbauch ein ganz bestimmter Verlauf vorgeschrieben, 
sondern in der Form der Sehnen und des Mnskelbauches zeigen sich be- 
trächtliche Verschiedenheiten. Während viele dieser Formen für die 
Medizin von untergeordnetem Interesse sind, werden selbst unwesentliche 
Variationen dieser Art von Bedeutung für die darstellende Kunst. 
Verschiedene 
Formen 
der 
Sehne. 
1) Die Sehnen finden sich nicht immer, wie in unserem Beispiel, an 
beiden Enden des Muskelbauches von annähernd gleicher Länge, sondern sie 
können an dem einen Ende kurz, an dem entgegengesetzten lang sein. Das 
ist nahezu regelmäßig der Fall an dem Vorderarm und dem Unterschenkel. 
Die Schmalheit des Hand- und Fußgelenkes rührt lediglich davon her, 
daß die Fleischmassen an das entgegengesetzte Ende des Skeletabschnittes, 
nämlich in die Nähe des Ellbogen- und des Kniegelenkes verlegt sind. 
Bei Tieren ist die Verlegung der llluskelmzissen oft bis zu einem sehr hohen Grad 
getrieben. Bei der Hirschfamilie sind die Muskeln dicht an den Rumpf liinaufgeschoben, 
und den langen, schmalen Knochen der Glieder entlang ziehen nur die Sehnen, um 
auf die entfernt liegenden Insertionspunkte die Kraft der hoch oben am Körper be- 
findlichen Muskeln zu übertragen. Bei den langbeinigen Vögeln ist wohl das äußerste 
in dieser Hinsicht von der Natur geleistet worden.
	        
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