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Abschnitt.
Fünfter
fläche in Berührung. Letzteres wird nur dadurch möglich, daß der äußere
Knöchel sich etwas von seiner Lage am Schienbein entfernen kann. Die
natürliche Stellung des Fußes bei dem Stehen entspricht der Dorsalflexion
der Hand. Bei dem Heben der Fußspitze wird dieser Zustand der Flexion
gesteigert, der Fußrücken (Dorsmn pedis) nähert sich der vorderen Unter-
schenkelfläche und stellt sich in die Dorsalflexion. Senkt sich die Fuß-
spitze, so entsteht die Plantarflexio n, welche jedoch nur innerhalb einer
mäßigen Grenze im Vergleich zu jener der Hand ausgeführt werden kann.
Die unregelmäßige Form der oberen Gelenkfläche des Sprungbeines
erlaubt in dem Sprunggelenk noch eine Drehbewegung um die senkrechte
Achse, sobald bei dem Senken der Fußspitze die Unterschenkelknochen
auf dem hinteren, schmalen Teil des Sprungbeines aufruhen. Dann kann
der ganze Fuß sich nach der Waden- oder Schienbeinseite bewegen, was
als Abduktion und Adduktion bezeichnet wird. Die Exkursionsfahig-
keit beträgt jedoch nur 200. Einflußreicher für die Brauchbarkeit des
Fußes ist eine dritte Bewegung innerhalb der Fußwurzel, welche der
Pronation und Supination der Hand gleicht, und auch so genannt
wird. Diese Bewegung leistet das Gelenk zwischen Sprung- und Kahn-
bein (Fig. 110 zwischen 2 und 4), und dasjenige zwischen Sprung- und
Fersenbein (Fig. 110 zwischen 1 und 3). Durch die Supinationsbewegung
wird der innere Fußrand gehoben, durch die Pronation der äußere. In-
folge der Supinationsbewegung können beide Füße einen festen Körper
umklammern, wie es beim Emporklettern an einem Baumstamme ge-
schieht.-- Die übrigen Verbindungen der Fußwurzelknochen untereinander,
wie jene der drei Keilbeine und des Würfelbeines erfreuen sich nur einer
geringen Beweglichkeit.
Die Bandverbindungen der Fußwurzelknochen untereinander müssen
bei dem Drucke, welchen der Fuß von oben her auszuhalten hat, überhaupt,
sehr stark, und an der Sohlenseite stärker, als an der Rückenseite sein.
Es ist ein sehr verwickelter Bandapparat, der in mehrfachen Schichten
übereinanderliegt und sich kreuzweise deckt. Nur so war es möglich,
auf eine Kuppel, welche Fußwurzel und Mittelfuß miteinander bilden, die
ganze Körperlast zu übertragen. Der Bandapparat entspricht diesen An-
forderungen in so vollkommener Weise, daß nur eine mäßige Abfiachung
des Fußes eintritt. Diese Abflachung erfolgt in zwei Richtungen, von
vorn nach hinten und von außen nach innen, d. h. der Fuß wird beim Auf-
stemmen erstens länger und zweitens breiter.
Zu den Fehlern, welche durch das Schuhwerk hervorgerufen werden,
gehört die Ablenkung der großen Zehe gegen die Mittellinie des Fußes
und das damit zusammenhängende knorrige Hervorragen des Gelenkes,
welches die große Zehe mit dem Mittelfuße verbindet, ferner Zusammen-
drängung der Zehen überhaupt und Verkrümmung der letzten, bisweilen
auch der vorletzten Zehe.