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Fünfter Abschnitt.
knochens und dem Schienbeinende, welcher groß genug ist, um ein paar
Finger hineinzulegen (vergl. die F ig. 96). Nachdem das Kniescheibenband
nicht dehnbar ist, muß die Kniescheibe bei der Beugung ebenfalls ihre
Stelle verlassen und herabrücken (Figg. 101 u. 103). Bei einer Winkel-
stellung des Beines von 450 hat sie das untere Ende ihrer Bahn erreicht, und
bildet einen vorspringenden Punkt (Figg. 101 u. 103). Der Rand des inneren
Gelenkknorrens des Oberschenkels (in der Fig. 103 der innere Schenkel-
knorren genannt) ist deutlich erkennbar. Unter ihm wird die Gelenkspalte
sichtbar und darauf folgt ein dreieckiger Schatten (Fig. 101.), der den inneren
Knorren des Schienbeines andeutet; nach vorn begrenzt der Schatten den
Kontour des Kniescheibenbandes, nach hinten wird er von dem Schneider-
muskel und den Sehnen des halbsehnigen und des schlanken Muskels um-
randet (Fig. 103). Wird die Bewegung noch weiter geführt, so verläßt die
Kniescheibe den Patelleneinschnitt vollständig und versinkt in dem klaffen-
den Spalt zwischen den Knochenenden so, daß nur mehr ihre konvexe
Fläche erkennbar ist. Auch das Kapselfett (die Plicae adiposae) ver-
schwindet in diesem Spalt und entzieht sich vollständig dem Blick. Die
Grelenkkapsel und die Haut werden an die, durch die veränderte Stellung
des Schienbeines unbedeckten, gerundeten Flächen der Oberschenkelknorren
angepreßt; infolgedessen rundet sich das ganze Knie. Durch die ge-
spannte Haut hindurch erkennt man:
den Patelleneinschnitt mit seinen scharfen Rändern, von denen
der äußere höher ist als der innere (Fig. 96);
die Patellenfläche (Fig. 96 Nr. 1), d. i. die über dem Patellenein-
schnitt liegende muldenförmige Vertiefung des Oberschenkelknochens,
u. a. auch an dem sterbenden Niobidcn erkennbar,
die seitlichen Massen der Gelenkknorren des Schenkelknochens (Fig.96);
den Gelenkspalt,
die beiden Knorren des Schienbeines (F ig. 96);
den breiten Rand unterhalb der Gelenkfläche des Schienbeines
(Marge Iinfraglenoidalis, Fig. 96 Nr. e),
die dreieckige Flache zwischen diesem Rande und dem Schienbein-
stachel (Fig. 96).
Die Einzelheiten des Vorganges, von der beginnenden Beugung wie in
Figur 101, bis zu jenem starken Grade, wobei "sich der Unter- dem Ober-
schenkel nähert, sind in den folgenden Figuren dargestellt. Es wird so
viel durch die Haut hindurch erkennbar, weil die Muskeln in der Nähe
desKnies in Sehnen übergehen, oder bei der Beugung dünner werden.
Bei der Schilderung des Knies verdient vor allem die Kniescheibe.
(Fig.104) die Aufmerksamkeit. Sie hat die Patellenfläche (Superßeies am"-
cularis pastellae, Fig. 96) verlassen, ist in den erweiterten Gelenkspalt
zwischen Ober- und Unterschenkelknoehen versenkt und deshalb nur als
eine breite, flache Erhebung unter der Haut sichtbar. Auf dem Patellen-