der
Skelet
Gliedmaßen.
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steigt sogar an einer Stelle bis zu dem Schienenbeinstachel herab, denn
die Sehne der Schenkelmuskeln (Fig. 97 Nr. 2), die sich an eben diesem
Knochenpunkt festsetzt, ist auf eine lange Strecke mit der Gelenkkapsel
innig verbunden.
Zu diesen Eigenschaften der äußeren Kapselwand, welche mit ge-
ringer Ausnahme durch die Haut hindurch erkennbar sind, kommt noch
eine an der Innenfiäche vorhandene Eigentümlichkeit, welche einen sehr
großen Einiiuß auf die Formen des Kniegelenkes ausübt, nämlich eine
reichliche Fetteinlagerung. Die innere glatte Kapselhaut entwickelt
unterhalb der, in die Gelenkhöhle sehenden Kniescheibe: Fettpolster
(Plicae adiposae), welche indie Gelenkhöhle hineinragen, bei den Be-
wegungen der Knochen verschoben werden und, wie sich denken läßt, bei
der Beugung und Streckung des Kniegelenkes sich sehr verschieden
verhalten.
Die beiden Seitenbänder liegen außer der Kapsel und kommen
von den Gelenkknorren herab. Das innere Seitenband (Fig. 97 Nr. 5) be-
festigt sich an dem Schienbein, das äußere an der äußeren Fläche des
Köpfchens der Fibula.
Wären beide Gelenkknorren des Oberschenkels Walzenstücke mit cylindrischer
Oberfläche, deren Achse durch die Ursprungsstellen beider Seitenbänder geht, so
würden die Seitenbänder bei gebogenem und gestrecktem Zustande des Gelenkes die-
selbe Spannung haben, und eine Rotation des Unterschenkels bei keiner dieser Stellungen
gestatten. Die Gelenkknorren sind jedoch Abschnitte einer Schraube, als deren End-
punkte die höchsten Stellen der Knorren angesehen werden können. So kommt es,
daß die Seitenbänder nur bei gestrecktem Knie angespannt, bei gebogenem da-
gegen erschlafft sind, wodurch, im letzteren Falle, ein Drehen des Schienbeines um
seine Achse möglich wird.
Der Mechanismus des Kniegelenkes laßt, wie schon erwähnt,
Beugung und Streckung ausführen, wobei die Gelenkknorren des Ober-
schenkels auf den halbmondförmigen Bandscheiben sich bewegen. Bei
dem letzten Akte der Streckung dreht sich dabei das Schienbein etwas
nach außen, während bei der Beugung eine geringe Drehung nach innen
erfolgt. Der gebeugte Unterschenkel weicht dadurch nach einwärts von
der Achse des Schenkelknochens ab, so daß in der Hocke schließlich die
Ferse auf dem Sitzknorren ruht. Diese Rotationen werden dadurch
hervorgebracht, daß sich die Bandscheiben drehen. Eine weitere Folge
dieser Drehung ist die Einwärtstellung der Fußspitze bei der Kniebeugung,
wenn der freischwebende Unterschenkel, wie bei dem Lauf nach rückwärts
schwingt.
Bei den Bewegungen kommen in erster Linie die Bewegungen der
Kniescheibe in Betracht. Bei der ruhigen Stellung steht die Kniescheibe
auf ihrer Gelenkbahn, dem Patelleneinschnitt (Fig. 96 Nr.2 und Fig. 97
Nr. 4). Die Kniescheibenränder sind wenig sichtbar, die Haut ist nicht
gespannt, die untere Strecke der Schenkelmuskelsehne zwischen der Knie-