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Fünfter Abschnitt.
Knorpelüberzug versehen. Der Gelenkkopf hat einen größeren Umfang
als die Pfanne, er umfaßt einen Halbkreis, während die Pfanne höchstens
die Ausdehnung eines Quadranten erreicht. Der Finger gleitet, wie
aus der Abbildung hervorgeht, bei der Beugung von der oberen Abteilung
des Gelenkkopfes auf die untere, wobei er an jeder beliebigen Stelle
durch die Muskeln festgehalten werden kann. Eine Gelenkkapsel um-
giebt das Gelenk von allen Seiten, weit genug, um den Bewegungen
freien Spielraum zu gestatten. In der Figur 89 ist sie im Durchschnitt
dargestellt und sowohl an dem Handrücken als an der Hohlhandseite
sichtbar. Die letztere Abteilung der Kapsel ist sehr dick. Die vordere
Kapselwand ist innen nicht völlig glatt, sondern mit einem Fettwulst ver-
sehen, der in den Gelenkraum vorspringt, und dem die wichtige Aufgabe
zukommt, bei schneller Streckung die Kapsel vor der Einklemmung zu
schützen. Der Luftdruck preßt nämlich nicht allein Gelenkfiächen an-
einander, sondern auch die Gelenkkapsel in die klaffende Knochenspalte
hinein. Am leichtesten kann man sich von dieser überraschenden Er-
scheinung überzeugen, wenn ein Finger stark in gerader Richtung ange-
zogen wird. Mit einem hörbaren Knalle entfernen sich bekanntlich die
Gelenkflächen voneinander, und die Haut sinkt in den so entstandenen
klaifenden Spalt ein (vergleiche das Kapitel über die allgemeine Be-
schatfenheit der Gelenke S. 26 u. ff).
Eine zweite Bewegung zwischen Mittelhand und den Fingern ist das
Spreizen (Abdzwtion), nebst dem daraulfolgenden Schluß der Finger (Ad-
duction). Es sind die in den Zwischenräumen der Mittelhandknochen
liegenden Muskeln, welche diese Bewegung ausführen.
Das Gelenk zwischen dem Mittelhandknochen des Daumens
und seiner freistehendenf ersten Phalange ist ein reines Winkel-
gelenk, und verhält sich wie die Winkelgelenke der Finger, die in dem
folgenden Absatz besprochen werden.
Die Hohlhandseiten der Kapseln an den Mittelhand-Fingergelenken (Fig. 89 Nr. o)
werden durch dicke Knorpellager verstärkt. In der Mitte einzelner solcher Knorpel-
platten finden sich knöcherne Kerne eingewachsen, welche die Gestalt einer halben
Erbse oder des Samens der Sesampflanze haben und daher Sesambeine, Ossa
sesamoidea, heißen (im Altdeutschen Gleichbeine, von Gleich, d. i. Gelenk). Sie
sehen mit ihrer glatten, überknorpelten Fläche in den Gelenkraum hinein. Regel-
mäßig sind sie an der Volarseite der Gelenkkapsel zwischen Mittelhandknochen und
erstem Gliede des Daumens zu finden.
Die
Fingergelenke.
Die einzelnen Fingergelenke sind wahre Winkelgelenke. Die Ge-
lenkenden der Phalangen sind immer etwas breiter und dicker, als ihre
Mittelstücke, und deshalb die Fingergelenke die dicksten Teile der Finger
wenn auch nicht für das Auge, so doch für das Gefühl. An mageren,