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Abschnitt.
Fünfter
Auch hier springt ein Griffelfortsatz gegen das Gelenk vor, der tiefer
herabreicht als derjenige der Kleinfingerseite. An dieses aufgetriebene
Ende des Radius stößt die erste Reihe der Handwurzelknochen (Fig. 83).
Diese erste Reihe besitzt eine geringere Breite als die Enden der
Vorderarmknochen (Fig. 83). Dadurch wird die Handwurzel verschmälert,
der Kontur sinkt besonders an der Kleiniingerseite stark ein. Am Skelet
ist dies zwar auch auf der Daumenseite der Fall, wie die Figur 83 zeigt,
allein an der lebenden Hand wird diese Verschmälerung ausgefüllt von
Sehnen, welche von dem Vorderarm zu dem Daumen ziehen. Jedoch
giebt es Stellungen, bei denen sich deutlich die Schmalheit der ersten
Reihe auch auf der Daumenseite bemerkbar macht. Streckt man die
Finger aus, jedoch so, daß die vier äußeren dicht aneinander liegen,
während der Daumen möglichst stark gespreizt wird, oder schlägt man
die Finger ein und streckt den Daumen allein, dann springen die zu ihm
hinziehenden Sehnen stark unter der Haut hervor, und die Verschmälerung
der ersten Reihe der Carpalknochen wird in Form einer dreieckigen
Grube bemerkbar, welche die französischen Chirurgen als tabatiiäre be-
zeichnet haben (Fig. 84).
Die zweite Reihe der Handwurzelknochen ladet sich stärker aus als
die erste, um den fünf Mittelhandknochen Raum zur Befestigung zu geben.
Das Carpale 3 und 4 bilden bei ihrer Größe einen Gelenkkopf, der in
die stark gekrümmte Pfanne paßt, Welche von der ersten Reihe für die
Aufnahme der zweiten gebildet wird (Fig. 83 bei Nr. 27). Aber auch
Carpale 1 und 2 sind mit dem Radiale beweglich verbunden. Es entsteht
dadurch ein sehr kompliziertes Gelenk, welches die Form eines m be-
sitzt, und dessen genaue Form aus den Figuren 87 und 88 hervorgeht.
Die beiden Knochenreihen der Handwurzel sind gegen den Handrücken
hin gekrümmt, gegen die Hohlhand zu bilden sie eine Hohlkehle, welche
durch Bänder schließlich in einen zwar kurzen, aber weiten Kanal ver-
wandelt wird, durch den die Sehnen des Vorderarms zu den Fingern
hinabziehen.
Die Hand ist an den beiden Vorderarmknochen in einer höchst auffallenden Weise
befestigt, welche nur die genaue Untersuchung am Skelet vollkommen klar stellt.
Streng genommen steht sie mit der Speiche allein in direkter Gelenkverbindung, mit
der Elle in indirekter, nämlich durch einen Zwischenknorpel. Das rührt daher, daß
das untere Speichenende sich breit ausladet, und so zur Verbindung mehr Raum bietet,
als die nur fingerdicke Elle, welche überdies das Handgelenk nicht vollständig er-
reicht. Zu diesem ganz oberflächlichen Grund kommt dann der tiefere der mecha-
nische, daß die Drehungen der Hand allein ausführbar wurden durch die vorzugsweise
Befestigung an der Speiche. Auf der dorsalen, gewölbten Fläche sind drei tiefe
Rinnen für die Sehnen der Daumcnstrecker und des Zeigefingerstreckers, begrenzt
durch eine größere und eine kleinere Knochenleiste (Fig. 83 Nr. 23). Die volare Fläche
ist glatt und etwas gehöhlt. Die beiden Vorderarmknochen reichen nicht gleich weit
gegen die Handwurzel hinab, wie schon erwähnt wurde. Die Elle ist kürzer als die
Speiche, was der zufihlende Finger deutlich am Lebenden feststellen kann. Auch