Volltext: Plastische Anatomie des menschlichen Körpers

Skelet 
Gliedmaßen. 
143 
sellsclmaft der Wissenschaften. Luiplig 1888. GAUPP, Über die Bewegungen des 
menschlichen Schultergürtels. Centralblatt für Chirurgie 1894. Nr. 34. Monmnn, 
Über die Statik und Mechanik des menschlichen Sehultergürtels unter normalen und 
pathologischen Verhältnissen. Jena. 1899. Mit 71 Abbildungen. In Festschrift für 
C. v. KUPFFER; auch separat erschienen. 
Die 
Knochen 
des 
Vorderarms. 
Der Vgrdgrarm ist aus zwei Knochen gebildet, der Elle (Ulm) und 
der Speiche (Radius, Figg. 69N71). Deshalb liegt jeder derselben der 
Oberliache des Vorderarms naher, als der einfache Achsenknoohen des 
Oberarms. Die Speiche laßt sieh in ihrer unteren Hälfte, die Elle da- 
gegen in ihrer ganzen Länge vom Ellbogen bis zu dem Knöchel an der 
Kleinfingerseite der Hand deutlich fühlen und auch sehen. Der größere 
der beiden Knochen ist die Elle, welche die Verbindung des Oberarms 
mit dem Vorderarm herstellt; der Bau der tiefen Gelenkpfanne zur Auf- 
nahme der Rolle bringt es mit sich, daß ihre Bewegungen ausschließlich 
die Beugung und Streckung vermitteln. Das Gelenk der Elle bildet mit 
dem Oberarmknochen ein Winkelgelenk. Die Speiche hat eine andere 
Gelenkverbindung mit dem Oberarm; ihre Konstruktion wird in erster 
Linie für die Bewegungen der Hand von Wichtigkeit, denn die Hand 
wird nicht von der Elle, sondern von der- Speiche getragen; die Elle ist 
also die eigentliche Stütze des Vorderarzns und die Hand stützt sich auf 
die- Speiche ig. 70).  
Aus dieser verschiedenen Aufgabe der beiden Knochen erklärt sich, 
warum die Elle oben -dick und unten dünn ist, während die Speiche, 
welche durch ihre innige Gelenkverbindung mit der Hand wirksam wird, 
umgekehrt unten bedeutend an Dicke zunimmt, oben dagegen dünn ist. 
Die Elle, welche für die Sicherheit der Winkelbewegung die Rolle des 
Oberarms umfaßt, reicht weiter hinauf, die Speiche dagegen weiter herab, 
um sich mit den Handwurzelknochen zu verbinden. Nur zwei Eigen- 
schaften haben sie miteinander gemein. Beide sind leicht S-förmig ge- 
krümmt, so daß zwischen ihnen ein länglicher Spalt frei bleibt, der 
Zwischenknochenraum, der von einer sehnigen Membran erfüllt ist; 
beide Knochen sind dreiseitig, die schärfste Kante ist zugleich die Grenze 
des Zwischenknochenraumes und die Ursprungsstelle jener Zwischen- 
knochenhaut, welche die Muskeln der vorderen und hinteren Seite, die 
Beuger und Strecker der Hand, voneinander trennt. 
Die Elle (Ulnal) ist schlank und S-förmig gebogen, was sich ganz besonders 
deutlich hinten in einer scharfen Kante ausprägt, welche in einer schönen 
Krümmung von oben kommt und im unteren Drittel allmählich verschwindet. Diese 
scharfe Kante läßt sich ebenso leicht durch die Kleidung hindurehfühlen wie jene 
1 Ulna ist ein doppelsinniges Wort. Wir finden es als Vorderarm und als 
Ellbogenbein. Ja Ulna. kommt axicla als ein Längenmaß vor in der deutschen Elle, 
d. i. der Abstand der Spitze des Mittelfmgers vom Ellbogen, ungefähr 112 Meter.
	        
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