Skelet der
Gliedmaßen.
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anders, sie wird nunmehr gespannt. Sobald die Kapsel sich spannt,
kommt die Drehung des Schulterblattes an die Reihe, wenn der Arm
noch höher hinauf gehoben werden soll. Überdies wirken die sog.
Knoehenheminungen S. 27 mit: das Akroinion, der Rabenschnabel-
fortsatz (Fig. 74 Nr. 3') und die zwischen ihnen ausgespannte Bandrnasse
(Fig. 74 Nr.3, Ligamentum aeromio-elaviaulare); sie bilden zusammen eine
Vorrichtung, an die sich der verdickte Oberarmknochen, wie an ein Ge-
wölbe anstemmt, sobald die Spannung der Kapsel den höchsten Punkt
erreicht hat. Jede weitere Bewegung ist dann in dem Innern des Ge-
lenkes selbst unmöglich geworden, und damit tritt die Drehung des
Schulterblattes an die Stelle der Drehung des Armes im Gelenke. Wie
man bei dem Menschen die Änderungen der Lage des Schulterblattes
leicht durch die Haut erkennen kann (Fig. 75), so auch bei den Tieren,
z. B. bei unseren Haustieren; doch sind, entsprechend der Funktion der
vorderen Extremität als Stützorgan, die Bewegungen des Schulterblattes
bei ihnen mehr beschränkt. Nur bei den Affen erreicht mit der Freiheit
der Armbewegungen auch die Verschiebbarkeit des Sehulterblattes einen
hohen Grad, welche demjenigen des Menschen gleiehkommt.
Die Freiheit der Bewegungen, die wir an dem Arm bewundern, wird also nur
durch die Rotierbarkeit des Schulterblattes ermöglicht. Das Schulterblatt ist be-
kanntlich nur durch das Schlüsselbein mit dem Stamme verbunden, sonst aber völlig
frei durch Muskeln an dem Rücken aufgehängt. Durch den Zug der Muskeln kann
es nach auf- und abwärts, nach ein- und auswärts, endlich nach vor- und rückwärts
verschoben werden. Beim Aufheben des Armes bis zum Kopfe dreht sich das
Schulterblatt um seinen oberen Winkel und der untere rückt nach außen, so daß der
vorher zur Wirbelsäule parallel verlaufende, innere Rand schief steht (Fig.2 8.22 rechts).
Die maximale Drehung des Gürtels beträgt 30-32 o,
die Summe der größten Erhebung des Arms aus dem ruhigen Hang be-
dieSumrnebeideralso................. 1440,
die fehlenden 16", wodurch schließlich 1600
erreicht werden, sind auf die Bewegung der Wirbelsäule und auf die Bewegung in den
Hüftgelenken zu setzen, die bei der hohen Armhebung erfolgen. Daraus ergiebt sich,
daß der Thorax kein absolut fester Punkt für den Schultergürtcl ist, sondern seine
Stellung, wenn auch in geringem Grade, aber doch so ändert, daß seine gerade Achse
um 16 o abweicht. Kreuzen wir die Arme über der Brust, so wird der Rücken breit, die
Schulterblätter rücken vollständig an die Seite des Brustkorbes, aber so, daß ihr
unterer Winkel weiter außen steht als der obere und zugleich etwas höher. Kreuzen
wir die Arme auf dem Rücken, so nähern sich die Schulterblätter mit dem inuern
Rande. Bei nachlässiger Stellung, in welcher der Rücken leicht gekrümmt ist und der
Kopf nach vorn herabsinkt, gleitet auch das Schulterblatt mit dem daran hängenden
Arm nach vorn und die Brust wird schmal; bei der militärisch-strammen Haltung
dagegen ist das Schulterblatt und also auch die Schulter mehr nach rückwärts gezogen,
und die Wölbung der Brust giebt der ganzen Erscheinung den Ausdruck der Kraft.
Beim Zucken der Achseln schieben sich die Schulterblätter bis über den Dorn-
fortsatz des ersten Brustwirbels in die Höhe; die oberen Winkel der beiden Schulter-
blätter nähern sich dabei, während die unteren auseinanderweichen. Der letztere