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Abschnitt.
Fünfter
Fünfter
Abschnitt.
Skelet
der
Gliedmaßen.
In dem Bau des Skeletes bieten die oberen Gliedmaßen mit den
unteren manche wichtige Übereinstimmung. Beide haben ihren freien Teil,
der zu oberst durch einen, tiefer durch zwei Röhrenknochen gestützt wird;
an diese reihen sich in steigender Menge andere an, bis die Fünfzahl
der Finger und Zehen erreicht ist. Alle Gliedmaßen haben ferner einen
besonderen Skeletabschnitt, der den freien Teil mit dem Stamm in Ver-
bindung setzt. Diese unter der Haut des Rumpfes verborgenen Teile
bilden den Gliedmaßengürtel. Für die oberen Gliedmaßen stellen sie
den Brust- oder Schultergürtel dar, für die unteren den Becken-
gürtel. Die oberen und unteren Gliedmaßen sind dem Rumpfe aufge-
lagert, was sich für die oberen noch deutlich erhalten hat, an den unteren
dagegen nicht mehr erkennbar ist. Trotz dieser wichtigen Überein-
stimmungen, deren volles Verständnis ein vergleichender Blick auf die
Fig. l S. 19, Fig. 2 S. 22 und Fig. 66 S. 115 ergeben wird, sind die
oberen und unteren Gliedmaßen durch ihren Bau und ihre Funktion in
hohem Grade verschieden. Die Verschiedenheit ist notwendig durch die
Bestimmung des Arms, zahlreichen Aufgaben zu dienen, die nur durch
ein großes Maß von Beweglichkeit zu erfüllen sind, während das Bein
wesentlich zur Stütze des Körpers und zu dem Organ der Ortsbewegung
bestimmt ist.
Die Arme verdanken ihre außerordentliche Beweglichkeit dem geringen Zu-
sammenhang mit den Knochen des Stammes. Jeder Arm hängt nur an einer einzigen
Stelle mit den Knochen des Stammes zusammen und zwar an dem Brustbeinhand-
griff durch das Schiisselbein. Daher stammt die große mechanische Bedeutung des
letzteren. Dieser einzige Verbindungsknochen hält wie ein Strebepfeiler die Schulter
in gehöriger Entfernung (Fig. 66 Nr. X8 und X9, S. 115). Bricht das Schlüsselbein ent-
zwei, so sinkt die Schulter und damit der ganze Arm herab, und die freie Beweg-
lichkeit _ist zerstört. Das Schulterblatt selbst hat gar keine Knochenverbindung mit
dem Stamm, sondern ist nur durch Muskeln befestigt.
Die Verbindung des Beines mit den Knochen des Stammes ist durchaus ver-
schieden von derjenigen des Armes. Im Interesse größerer Festigkeit sind die beiden
Hüftknochen nicht, wie das Schulterblatt beweglich, sondern durch Verwachsung mit
dem Kreuzbeixi zu einem vollständigen Knochenring vereinigt: zu dem
Beckenring oder Beckengürtel. Dieser Knochengürtel (Fig. 66 S. 115) gestattet
dem Bein nicht jenen hohen Grad von Beweglichkeit, wie sie der Arm besitzt, giebt
ihm dagegen den Vorzug größerer Sicherheit als Träger der ganzen Last des Stammes.
Das
Skelet
der
oberen
Gliedmaßen.
Das Skelet jedes Armes besteht:
1) aus der Hälfte des Schultergürtels, nämlich dem
bein und dem Schulterblat]: der entsprechenden Seite;
Schlüssel-