Knochen
des
Stammes.
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Furche zwischen ihnen wird also tiefer. Die Krümmung der Wirbel-
säule im Hals und im Lendenteil wird stärker, herbeigeführt durch die
kräftige Zusammenziehung der Rückenstrecker, deren Bäuche sich als
rundliche Stränge zu beiden Seiten der Lendenwirbelsäule markieren.
Bei dieser Stellungsanderung der Schulterblätter hilft der Trapezmuskel
ebenfalls mit, und je kräftiger sein Bau, um so bedeutender ist seine
Wölbung im Bereich des Rückens, und um so mehr treten einzelne
seiner Muskellinien hervor.
Die Formveränderungen des Thorax bestehen 4) in einer Ver-
engerung in allen Durchmessern bei der Ausatmung. Im normalen
Zustande kehrt dabei der Brustkorb in die Ausgangsstellung zurück und
nimmt jene Form an, welche er an dem ruhenden Menschen besitzt.
Eine besondere Beschreibung dieser Rückkehr zu der Ausgangsstellung
ist unnötig.
Nach tiefer Einatmung wird der mit Luft gefüllte Thorax wider-
standsfähig gegen äußeren Druck. Die in den Lungen enthaltene Luft
ist, sobald die Stimmritze im Kehlkopf geschlossen wird, in das Innere
des Brustraums festgebannt. Sie ist ferner nicht trocken, sondern mit
Wasserdampf gesättigt. Das alles macht schon den mit Luft gefüllten
Brustkorb widerstandsfähig. Dazu kommt noch, daß die Rippen, das
Brustbein, die Wirbelsäule und die Verbindung dieser Teile unter sich,
ferner das zwischen den Muskelwänden in den verschiedensten Rich-
tungen hindurchziehende feuchte Gewebe den Widerstand erheblich
vermehren. Nach einer tiefen Einatmung ist eine Kompression der
Wände unter natürlichen Umständen ausgeschlossen, so lange der
Atem angehalten wird. Ein solcher, wenn auch nur vorübergehender
Zustand erhöhter Festigkeit des Thorax ist unerläßlich für eine größere
Kraftanstrengung. Deshalb holt man tiefen Atem, sobald irgend eine
Last fortbewegt werden soll; dies ist eine so unerläßliche Notwendigkeit,
daß sie mit unserem ganzen Wesen auf das innigste zusammenhängt.
Wir machen auch dann eine tiefe Einatmung, sobald wir einen für uns
wichtigen Entschluß fassen, der schwer ausführbar scheint. Eine tiefe
Inspiration tritt ferner als Mitbewegung auf, wenn wir der vermehrten
Anstrengung eines Menschen zusehen, der eine Last mit dem Aufwand
aller seiner Kraft hebt, besonders dann, wenn wir glauben, die Kraft
könnte nicht vollkommen ausreichen. Ja, wir schließen sogar die Stimm-
ritze und halten den Atem in der gefüllten Brust zurück, gerade so, als
ob wir selbst in dem Fall wären, die Last fortbewegen zu müssen. Es
giebt in dem gewöhnlichen Leben unzählige Gelegenheit, die Mechanik
dieses Vorganges an sich selbst zu beobachten, und die Kunst hat schon
wiederholt den körperlichen Zustand tiefer Einatmung in seinen ein-
zelnen Phasen dargestellt. Ist z. B. eine mit Ring versehene schwere"
Kugel mit dem rechten Arm in die Höhe zu heben, so erfolgt vor dem