Volltext: Plastische Anatomie des menschlichen Körpers

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Vierter 
Abschnitt. 
8) Die Zwischenbogenbander (Leyamenta interarurctlia). Sie füllen 
die Zwischenräume je zweier Wirbelbogen aus und bestehen aus be- 
sonders organisierten Bündeln, deren Elastizität bei dem Erheben aus 
der Rumpfbeuge in Betracht kommt; sie helfen mit den Zwischenwirbel- 
bandern die Rumpfstrecke mühelos ausführen. Bei der Rumpfbeuge nach 
vorwärts entfernen sich die Wirbelbogen, die Dornfortsätze rücken aus- 
einander und die Spannung der Zwischenbogenbander steigert sich, je 
mehr der Körper sich krürnmt; sobald jedoch der "Muskelzug nachlaßt, 
springt die Wirbelsäule, wie ein von dem Druck befreiter elastischer 
Stab wieder in ihre frühere Lage zurück. Bei geringen Graden der 
Rumpfbeuge ist die Thätigkeit der Muskeln für die darauffolgende 
Streckung nahezu gleich Null, die Streckung also lediglich eine Wirkung 
der Elastizität der verschiedenen Bandmassen. 
4) Die Bänder zwischen den Dornfortsätzen (Ligamenta inter- 
sp-inalia), vorzugsweise entwickelt zwischen den Dornfortsätzen der Lenden- 
wirbel. Sie fehlen an den Halswirbeln; dagegen erstreckt sich vom 
siebenten Halswirbel bis zum Hinterhaupt ein besonders elastisches 
Band, das Nackenband {Ligamentum nuehaejf welches zwar schwach ist, 
aber immerhin sich fühlen läßt, wenn man den Kopf nach vorn beugt. 
5) Bänder zwischen den Querfortsätzen (Ligamenta intertrans- 
Irersalia). Der Name sagt Alles.  Dazu kommen noch Bänder, welche 
auf der vorderen und hinteren Seite der Wirbelkörper entlang 
ziehen und zwar ununterbrochen, von der Basis des Hinterhauptsbeines bis 
zu dem Kreuzbein. Durch diese zahlreichen Bänder wird die Wirbelsäule 
erst zu einer vollständigen Röhre, welche das Rückenmark und die Ur- 
sprünge der Rückenmarksnerven einschließt; nur zwischen den Bogen 
bleiben kleine Löcher für den Durchtritt der Nervenstämme.  Die frisch 
aus der Leiche geschnittene Wirbelsäule läßt nur sehr schwer die kom- 
plizierte Zusammensetzung erkennen, erst die Fäulnis macht die einzelnen 
Teile vollkommen kenntlich; alsdann bleiben zwischen zwei Wirbelkörpern 
Spalten, wie sie die Fig. 52 Nr. 111 sehr deutlich zwischen den Lenden- 
wirbeln zeigt und die zerstörten Verbindungen zwischen den Dorn- und 
Querfortsätzen lassen den Eindruck der gegliederten Säule zu voller Gel- 
tung kommen. 
Die Zusammendrückbarkeit der Zwischenwirbelscheiben erklärt es, warum der 
menschliche Körper bei aufrechter Haltung kürzer ist als bei horizontaler Rücken- 
lage. Die Verkürzung kann bis zu 2 cm und darüber betragen. Die Abnahme von 
4-5 cm, welche jüngst ein Anatom an seinem eigenen Körper bestimmt hat, verteilt 
1 Nucha stammt aus dem Arabischen und bedeutet Rückenmark, nicht aber 
Nacken. Die Ähnlichkeit der Worte Nueha. und Nacken verschuldete es, daß es 
im medizinischen Latein, welches nicht zum reinsten gehört, für Nacken gebraucht 
wird (Luxatio nzwhae).
	        
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