Vorwort
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ersten
Auflage.
Wenn_der Künstler den Bau des menschlichen Körpers kennen
lernen Will, um die mechanische Grundlage der äußeren Erscheinung zu
begreifen, so muß er, wie ich glaube, denselben Weg wandeln, wie der
angehende Mediziner, nämlich mit dem Anfang anfangen. In der Knochen-
lehre und in der Muskellehre liegt der Schatz von Kenntnissen, der ge-
hoben werden muß. Daß dies der richtige Weg sei, zeigen jene Werke
über plastische Anatomie, welche von Künstlern für Künstler hergestellt
wurden. Solche Werke enthalten vorzugsweise die ebenerwahnten beiden
Abschnitte der Anatomie. Deshalb befaßt sich auch das vorliegende Buch
vorwiegend mit der Knochen- und Muskellehre.
Der Text ist nach dem Muster unserer Lehrbücher der systematischen
Anatomie so abgegliedert, wie dies eine schon alte Lehrmethode als zweck-
mäßig erwiesen hat, eine Methode, die ich überdies mehrere Jahre hin-
durch bei meinen Vorträgen über plastische Anatomie an der Akademie
der bildenden Künste zu München erprobt habe.
Die Knochenlehre nimmt naturgemäß einen verhältnismäßig großen
Teil des vorliegenden Werkes ein, denn sie enthält auch die Beschreibung
der Gelenke und ihrer Mechanik; das Knochengerüste ist eben der Kern
der menschlichen Gestalt. Die Muskellehre ist dagegen etwas mehr zu-
sammengedrangt; sollte sie manchem noch zu gedehnt erscheinen, so ist
zu erwägen, daß es für das Verständnis der Formen nicht ausreicht, nur
den Verlauf des Muskels anzugeben, sondern es muß auch seine Form
und die Form seiner Sehne beschrieben werden, weil beide für das
Auge des Künstlers gleichzeitig, in der Ruhe wie in der Bewegung, auf zwei
bewegliche Systeme, nämlich auf das Skelet und auf die Haut, wirken.
Die Erfahrungen über den großen Eini-luß der Sehne auf die Formen
sind hier zum erstenmal im ganzen Umfang gewürdigt worden. Jede
Abbildung zeigt dies durch die verschiedene Behandlung von Fleisch und