Dritter
Abschnitt.
Knochenniassc getrennten Platten, deren äußere, dickere die gewöhnlichen Merkmale
glatter Knochen an sich trägt. An gewissen Gegenden des Schädels stehen die beiden
Platten oft weit voneinander ab. Nicht immer ist der Zwischenraum von schwam-
miger Knochenmasse ausgefüllt, an mehreren Stellen entwickeln sich Räume, die mit
Luft gefüllt sind. Die lufthaltigen Stirnhöhlen bilden sich erst nach der Geburt; es
mangelt deshalb der Kinderstirn die Erhöhung über der Nase.
Alle die obenerwähnten Einzelheiten können auf ein äußerst geringes Maß zu-
rückgeführt sein oder so stark hervortreten, wie in der gegebenen Abbildung Fig. 42,
die übrigens die Entwickelung der Stirnhöcker etwas zu schr hervorhebt. Die In-
dividualität bedingt eben in der Modellierung des Stirnbeines unen dlichen Wechsel,
ebenso wie in der ganzen übrigen Gestalt. Dieses Fehlen der einen Merkmale und
das Überwiegen der anderen kann bedingt sein durch Geschlecht und Alter,
durch die Stärke der Knochen oder die Verschiedenheit der Varietäten des Menschen-
geschlechtes. Eine Besprechung dieser Abänderungen ist überliüssig, weil die Be-
trachtung der nächsten Umgebung zahlreiche Beispiele und Abstufungen jeglicher
Art liefert. Man prüfe also Form, Höhe, Breite, die Entwickelung der Knochcnhöcker,
der Schläfenlinie, den Zwischenraum zwischen den Augen, den Übergang der Stirn
zur Nase, und den Nasenwulst (siehe Seite 67).
Die Scheitelbeine (Ossa pardetalia, Figg. 35 u. 37) bilden vorzugs-
weise das Dach des Schädels. Ihre Vereinigung oben in der Mittellinie
des Schädels geschieht, ebenso wie vorn mit dem Stirnbein und hinten
mit dem Hinterhauptsbein, durch eine Zackennaht. Über die äußere
Fläche zieht im Bogen, der bei verschiedenen Menschen verschieden groß
ist, die Schläfenlinie, wodurch ein kleinerer Teil der Scheitelbeine von
dem oberen größeren scharf abgegrenzt wird; dieser beugt sich rasch
gegen die Schläfengegend herab und hilft die abgeflachte Schläfengegend
bilden (Fig. 37). Scheitelhöcker (Tuber parielale) nennt man die Stelle
der stärksten Krümmung. Auch sie stammen aus der kindlichen Periode.
Sind diese Höcker bedeutend entwickelt, wodurch der Schädel sehr breit
wird, so entsteht der viereckige Schädel (Täte carree).
Das Hinterhauptsbein (Os occqaitis, Fig. 37 von Nr. 2-7) schließt
nach hinten das Schädeldach, bildet aber zugleich noch einen großen
Teil des Schädelgrundes (Fig. 38 Nr. 9-13). Bei knochenstarken Männern
jeder Rasse zieht quer über die äußere Fläche eine Leiste und teilt den
Knochen in eine obere Partie mit glatter Fläche und in eine untere,
die mit Wülsten und Furchen besät und überdies von einer großen
ovalen Öffnung durchbohrt ist, dem sogenannten großen Loche (Fig. 38
Nimm). Diese querlaufende Leiste, die Grenze der Hinterhaupts- und
Nackengegend, beschreibt eine nach aufwärts gerichtete Bogenlinie und
führt den Namen Nackenlinie (Linea nuchae). Ungefähr 2 cm über
und unter ihr läuft eine ähnliche Bogenlinie, aber kleiner, über den
Knochen; sie rührt unten vom Ansatz der Nackenmuskeln her. Die
Nackenlinie besitzt in der Mitte einen oft sehr entwickelten stumpfen
und etwas nach abwärts gekrümmten Höcker, den sogenannten Hinter-
hauptsstachel (Protuberantia occripitalols externa). An ihm sowie an der
schwachen Leiste (Lima vermiana, Fig. 38 Nr. 9), welche sich von ihm