Spezielle Knochenlkhre.
randern liegen (Fig. 42 Nr. 4), aber von dem Nasenfortsatz (Nr.8) in die
Höhe steigend sich allmählich verlieren. Sie sind bisweilen von stärkeren
Gefäßlöchern durchzogen und fließen bei manchen Köpfen in der Mitte
ineinander, bei anderen sind sie mehr oder weniger getrennt. Der
letztere Fall wurde in Fig. 42 dargestellt. Sie entsprechen in ihrem
Verlauf durchaus nicht der Richtung der Augenbrauen, wie ihr Name
vermuten laßt. Die letzteren decken sich vielmehr mit dem Augen-
höhlenrand, wie man sich leicht an seinem eigenen Kopfe durch Zu-
fühlen überzeugen kann. Die kleine Flache zwischen den Augenbrauen-
bogen, dicht über der Nasenwurzel, heißt Stirnglatze (Glabella). Dieser
Name stammt von glaber, unbehaart, und bedeutet die haarlose Stelle
zwischen den Augenbrauen. Sie kommt nur dann vor, wenn die Brauen
nicht miteinander verwachsen sind. Von diesem Verhalten wurde dann
die Bezeichnung auch auf den Raum zwischen den Augenbrauenbogen
an dem knöchernen Stirnbein übertragen.
Die Schlafenlinie (Linea temporalis, Fig. 42 Nr. 3), in der Ab-
bildung der Deutlichkeit wegen stark markiert, verweist durch ihren Ver-
lauf beiderseits einen Teil des Stirnbeines in die Schlafentläche. Für
den Künstler kommt vorzugsweise die vordere Hälfte dieser einen charak-
teristischen Linie in Betracht. In der neuesten Zeit ist man gewahr
geworden, daß bisweilen zwei verschiedene Linien aus der einen sich in
dem weiteren Verlaufe entwickeln können, allein dieser Umstand ist hier
nicht von Bedeutung, wohl aber der, daß je nach der Stärke des Schläfen-
muskels die Hauptlinie (Figg. 40 und 41) nicht allein starker entwickelt
ist, sondern auch höher hinaufsteigt gegen den Scheitel.
An der vorderen Fläche des Stirnbeins muß man zwei Abschnitte
scharf voneinander trennen: den Gesichtsteil, der senkrecht steht oder
nur wenig nach rückwärts geneigt, bei dem Lebenden dem haarfreien
Teil entspricht, und den Scheitelteil, der, von den Haaren bedeckt,
zum Scheitel gehört. Die Grenze zwischen beiden ist bei charakteristi-
schem Knochenbau leicht zu finden, der Scheitelteil biegt aus dem Kon-
tur der Kreisfläche in deutlich erkennbarem Winkel in die mehr senk-
rechte Stirnfläche über (Fig. 37). Vom Profil aus wird man dies um so
leichter bemerken, wenn man den Schädel so stellt, wie er beim gerade
aussehenden Menschen auf der Wirbelsäule sitzt, wobei der obere Rand
des J ochbogens horizontal verläuft (Fig. 37).
Die obige Angabe bezüglich der Haargrenze trifft durchaus nicht immer zu.
Oft bleiben die Haare von ihr entfernt, in anderen Fällen überschreiten sie dieselbe,
und rufen so den Anschein einer niederen Stirn hervor.
Die Mittellinie des vertikalen Stirnteiles ist oft durch eine Furche auf derGlabella
und weiter hinauf durch eine Kante bezeichnet, welche zwischen den Stirnhöckern am
stärksten ist. Die Furche unten und die Kante oben sind die Überbleibsel der Sutura
fiontctlis (Fügt 39), welche sich beim Erwachsenen zuweilen vollständig erhält. Jeder
Knochen der Hirnschale besteht aus zwei kompakten, durch Einlagerung schwammiger
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