ERLÄUTERUN GEN
ZU
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Unbekannter jilt-Zllffef, I]. Yahrlz. v. Clzr. Hellenisliscäe Kunst.
Marmarreliqf einer säugzndm Läfuin.
Wir haben wiederholt hellenistische Genrereliefs mit
schwerwiegender Landschaft und Tierdarstellung gebracht,
wie Nr. 163 den zu Markte ziehenden Bauer, Nr. I8! die
Bergweide, beide der Glyptothek zu München entnommen. Aus-
schliesslich Tiergenre liefert das Relief mit einer ihre jungen
säugenden Löwin. Wie aber in Nr. 163 ein Baum durch das
Gehöftthor gewachsen erscheint, ragt hieri über der Höhle
der Löwin ein Baumpaar, neben welchem sich ein kranz-
umwundener Altar mit darangelehnter Fackel nebst Thyrsus
befindet. Im Kunsthistorischen Hofmuseum zu Wien.
Marmorrelief.
nicht als das ursprüngliche Original gelten, welches wahr-
scheinlich von Bronze war, sondern erscheint als eine Marmor-
replik des zweiten Jahrh. v. Chr. Im fünfzehnten Jahrh. bei
Grottafenata gefunden, wurde das Werk durch Papst
Julius II. zum Schmuck des von ihm erbauten vatikanischen
Belvedere verwendet.
Marmor. Lebensgross.
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Nizcolö Pzkano, f 1278. Alllosknrlfxfht jYunst. Die Anlelung
der K einigt.
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Naplzfoäger de; Skopa; IV. yaln-h. w. Clzr. Griezrhisrlze
Kunst. Niobe mit T orhler.
Die in ihrem Mutlerstolz frevelnde Tochter des Tantalos
bildet die Mittelhgur unter den Gestalten ihrer von den
Pfeilen der beleidigten Sprösslinge der Leto bedrohten Kinder,
von welchen die jüngste Tochter sich erschreckt an sie
schmiegt. Was die Komposition betrifft, so ist jetzt die
frühere Annahme, dass die Gruppe ein Giebelfeld geschmückt
habe, aufgegeben; während aber die Mehrzahl der Archäo-
logen (vgl. Friederichs-Wolters, Antike Bildwerke Nr. 1247)
an eine Freigruppe der Art des sog. farnesischen Stiers denkt,
zieht Furtwängler es vor, die einzelnen Figuren nach Art
des Nereidenmonuments von Xanthos in den Intercolumnien
eines Säulenbaues zu verteilen. Plinius (XXXVI. 28) nennt
es ungewiss. ob die Gruppe von Skopas oder Praxiteles sei;
jedenfalls gehört sie, und demnach auch die erhaltene römische
Replik, in deren Nachfolge, und zwar zunächst in jene des
Skopas. Die Niobe, 1583 mit einer Anzahl von Niobiden
beim Lateran in Rom gefunden, gelangte mit diesen durch
Kardinal Ferdinand Medici, den nachmaligen Grossherzog
von Toskana, in dessen Villa am Pincio und 1775 in die
Uflizien zu Florenz.
Marmor. Lebensgross.
Die Kanzel des I)oms von Siena wurde 1260 an Niccolö
Pisano vergeben und 1268 vollendet. Wie weitgehend an
der Arbeit seine Gehilfen beteiligt waren, geht aus dem Vertrag
hervor, in welchem dem Meister 8, dem Arnolfo und Lapo 6,
dem Giovanni Pisano 4 Solidi Taglohn zugesichert waren.
Die Kanzel ist achtseitig und ruht auf neun Säulen, von welchen
die mittlere mit neun allegorischen Figuren reliefiert, vier andere
auf Löwen gestellt sind. Unsere Brüstungstafel, die zweite
von den sieben, zeigt die Könige unten auf dem Wege, oben
vor Maria opfernd und adorierend. Einige Gestalten zeigen
deutlich Niccolös Anlehnung an die Antike, insbesondere die
Pferde. An der Kanzel des Doms von Siena.
Carrarischer Marmor. 1,00: 1,40 m.
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Gz'ovannz' della Roöbia. 1469-1527. Flortnlinixrheffunyl,
Beweinung Christi.
Der Leichnam Christi liegt in starrer Horizontale auf dem
Schoss Mariens, am Haupt von Johannes, an den Füssen von
Magdalena gestützt. Die Bestimmung ist durch das bezeichnete
Altarwerk von x52! und durch eine Lünette vom gleichen
Jahr und derselben Darstellung. beide im Nationalmuseum zu
Florenz, gesichert. Die Aendcrung der Behandlung früheren
Werken der Robbias und speziell Giovannis gegenüber erklärt
Bode (Gruppe der Beweinung Christi v. G. della Robbia,
Jahrb. d. k. preuss. Kunstsammlungen) geistreich durch den
EinHuss des Savonarola. In den K. Museen zu Berlin.
Terrakotta. In Oelfarbe bemalt.
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Lggghayg; P 1 V. Yahrk. v, Clzr. Grzierlzisrhe lfunrt. Der
Apollo vom Belvedere.
Ueber die bestehenden Bedenken bezüglich der bisher
angenommenen Entstehungszeit der Artemis von Versailles
und deren Zusammengehörigkeit mit dem Apoll vom Belvcdere
ist zu Nr. 392 gesprochen worden. Furtwängler macht
bezüglich des Apoll mit Grund geltend, dass der Apoll nicht
erst aus der Zeit der Keltenkatastrophe von Delphi stamme,
sondern ein Werk des vierten Jahrh. v. Chr. und zwar wahr-
scheinlich von der Hand des Leochares (Apollon Alexikakos
in Athen?) sei. Ferner, dass er nicht, wie man nach dem
gefälschten Stroganoifschen Apoll annahm, in der Linken die
Aegis, sondern den Bogen hielt, und in der Rechten den
Lorbeerzweig. Das Exemplar vom Belvedere darf übrigens
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V31] SZUSS, 1440 (P )-1533. Oberdeutxclze Sclmle. Die Volley-
tazgfe um! dar T ad das ffolzannes.
In der Vignette zu Nr. 431 wurde bereits die Gesamt-
ansicht des Johannes-Altars, in der Tafel selbst die ver-
stümmelte Mittelgruppe des Schreins gegeben. Hier folgen
zwei von den Flügelreliefs aus der Geschichte des Täufers,
die Volkstaufe und Hinrichtung des Täufers. Da Veit Stoss
1496 aus Krakau nach Nürnberg zurückkehrte, dürfte das Werk
noch in das fünfzehnte jahrh. zu setzen sein. (Vgl. A.
Essenwein, Die Mittelalterlichen Kunstdenkmale der Stadt,
Krakau 1866, S. 522,) In der Florianerkirche zu Krakau."
Holz. Unterlebensgross.
Skulßturenschatz IV. Band ;