Volltext: Klassischer Skulpturenschatz (Bd. 4)

ERLÄUTERUN GEN 
ZU 
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4743 
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Unbekannter jilt-Zllffef, I]. Yahrlz. v. Clzr. Hellenisliscäe Kunst. 
Marmarreliqf einer säugzndm Läfuin. 
Wir haben wiederholt hellenistische Genrereliefs mit 
schwerwiegender Landschaft und Tierdarstellung gebracht, 
wie Nr. 163 den zu Markte ziehenden Bauer, Nr. I8! die 
Bergweide, beide der Glyptothek zu München entnommen. Aus- 
schliesslich Tiergenre liefert das Relief mit einer ihre jungen 
säugenden Löwin. Wie aber in Nr. 163 ein Baum durch das 
Gehöftthor gewachsen erscheint, ragt hieri über der Höhle 
der Löwin ein Baumpaar, neben welchem sich ein kranz- 
umwundener Altar mit darangelehnter Fackel nebst Thyrsus 
befindet. Im Kunsthistorischen Hofmuseum zu Wien. 
Marmorrelief. 
nicht als das ursprüngliche Original gelten, welches wahr- 
scheinlich von Bronze war, sondern erscheint als eine Marmor- 
replik des zweiten Jahrh. v. Chr. Im fünfzehnten Jahrh. bei 
Grottafenata gefunden, wurde das Werk durch Papst 
Julius II. zum Schmuck des von ihm erbauten vatikanischen 
Belvedere verwendet. 
Marmor. Lebensgross. 
47 2 
Nizcolö Pzkano, f 1278. Alllosknrlfxfht jYunst. Die Anlelung 
der K einigt. 
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Naplzfoäger de; Skopa; IV. yaln-h. w. Clzr. Griezrhisrlze 
Kunst. Niobe mit T orhler. 
Die in ihrem Mutlerstolz frevelnde Tochter des Tantalos 
bildet die Mittelhgur unter den Gestalten ihrer von den 
Pfeilen der beleidigten Sprösslinge der Leto bedrohten Kinder, 
von welchen die jüngste Tochter sich erschreckt an sie 
schmiegt. Was die Komposition betrifft, so ist jetzt die 
frühere Annahme, dass die Gruppe ein Giebelfeld geschmückt 
habe, aufgegeben; während aber die Mehrzahl der Archäo- 
logen (vgl. Friederichs-Wolters, Antike Bildwerke Nr. 1247) 
an eine Freigruppe der Art des sog. farnesischen Stiers denkt, 
zieht Furtwängler es vor, die einzelnen Figuren nach Art 
des Nereidenmonuments von Xanthos in den Intercolumnien 
eines Säulenbaues zu verteilen. Plinius (XXXVI. 28) nennt 
es ungewiss. ob die Gruppe von Skopas oder Praxiteles sei; 
jedenfalls gehört sie, und demnach auch die erhaltene römische 
Replik, in deren Nachfolge, und zwar zunächst in jene des 
Skopas. Die Niobe, 1583 mit einer Anzahl von Niobiden 
beim Lateran in Rom gefunden, gelangte mit diesen durch 
Kardinal Ferdinand Medici, den nachmaligen Grossherzog 
von Toskana, in dessen Villa am Pincio und 1775 in die 
Uflizien zu Florenz. 
Marmor. Lebensgross. 
Die Kanzel des I)oms von Siena wurde 1260 an Niccolö 
Pisano vergeben und 1268 vollendet. Wie weitgehend an 
der Arbeit seine Gehilfen beteiligt waren, geht aus dem Vertrag 
hervor, in welchem dem Meister 8, dem Arnolfo und Lapo 6, 
dem Giovanni Pisano 4 Solidi Taglohn zugesichert waren. 
Die Kanzel ist achtseitig und ruht auf neun Säulen, von welchen 
die mittlere mit neun allegorischen Figuren reliefiert, vier andere 
auf Löwen gestellt sind. Unsere Brüstungstafel, die zweite 
von den sieben, zeigt die Könige unten auf dem Wege, oben 
vor Maria opfernd und adorierend. Einige Gestalten zeigen 
deutlich Niccolös Anlehnung an die Antike, insbesondere die 
Pferde. An der Kanzel des Doms von Siena. 
Carrarischer Marmor. 1,00: 1,40 m. 
473 
Gz'ovannz' della Roöbia. 1469-1527. Flortnlinixrheffunyl, 
Beweinung Christi. 
Der Leichnam Christi liegt in starrer Horizontale auf dem 
Schoss Mariens, am Haupt von Johannes, an den Füssen von 
Magdalena gestützt. Die Bestimmung ist durch das bezeichnete 
Altarwerk von x52! und durch eine Lünette vom gleichen 
Jahr und derselben Darstellung. beide im Nationalmuseum zu 
Florenz, gesichert. Die Aendcrung der Behandlung früheren 
Werken der Robbias und speziell Giovannis gegenüber erklärt 
Bode (Gruppe der Beweinung Christi v. G. della Robbia, 
Jahrb. d. k. preuss. Kunstsammlungen) geistreich durch den 
EinHuss des Savonarola. In den K. Museen zu Berlin. 
Terrakotta. In Oelfarbe bemalt. 
47 l 
Lggghayg; P 1 V. Yahrk. v, Clzr. Grzierlzisrhe lfunrt. Der 
Apollo vom Belvedere. 
Ueber die bestehenden Bedenken bezüglich der bisher 
angenommenen Entstehungszeit der Artemis von Versailles 
und deren Zusammengehörigkeit mit dem Apoll vom Belvcdere 
ist zu Nr. 392 gesprochen worden. Furtwängler macht 
bezüglich des Apoll mit Grund geltend, dass der Apoll nicht 
erst aus der Zeit der Keltenkatastrophe von Delphi stamme, 
sondern ein Werk des vierten Jahrh. v. Chr. und zwar wahr- 
scheinlich von der Hand des Leochares (Apollon Alexikakos 
in Athen?) sei. Ferner, dass er nicht, wie man nach dem 
gefälschten Stroganoifschen Apoll annahm, in der Linken die 
Aegis, sondern den Bogen hielt, und in der Rechten den 
Lorbeerzweig. Das Exemplar vom Belvedere darf übrigens 
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V31] SZUSS, 1440 (P )-1533. Oberdeutxclze Sclmle. Die Volley- 
tazgfe um! dar T ad das ffolzannes. 
In der Vignette zu Nr. 431 wurde bereits die Gesamt- 
ansicht des Johannes-Altars, in der Tafel selbst die ver- 
stümmelte Mittelgruppe des Schreins gegeben. Hier folgen 
zwei von den Flügelreliefs aus der Geschichte des Täufers, 
die Volkstaufe und Hinrichtung des Täufers. Da Veit Stoss 
1496 aus Krakau nach Nürnberg zurückkehrte, dürfte das Werk 
noch in das fünfzehnte jahrh. zu setzen sein. (Vgl. A. 
Essenwein, Die Mittelalterlichen Kunstdenkmale der Stadt, 
Krakau 1866, S. 522,) In der Florianerkirche zu Krakau." 
Holz. Unterlebensgross. 
Skulßturenschatz IV. Band ;
	        
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