ERLÄUTERUNGEN
ZU
403.
Michelangelo
Buonarotti.
403
Die sag". Madonna an der Tnjrpe. Relief.
Mit dem Kentaurenkampf der Casa Buonarotti wohl das
früheste der erhaltenen Marmorwerke des Meisters und bereits
vor 1492 entstanden, zeigt unser Relief doch schon die ent-
schiedene Individualität des Künstlers, die sich merklich genug
von Antikenvorbildern, wie sie im Garten der Medici bei S.
Marco versammelt waren, abhebt. Auch lässt es trotz der kurzen
Schulzeit und der dürftigen Anleitung des alten Bartoldo
bereits ahnen, dass und wie weit Michelangelo alle Zeitgenossen,
welche sonst dem Antikenvorrat des Giardino di S. Marco ihre
Ausbildung verdankten, selbst einen Lionardo da Vinci kaum aus-
geschlossen, als Bildhauer überflügeln sollte. Die Treppe mit
den Putten im Hintergrunde bietet ebenso wie die Hintergrund-
figuren der gemalten Madonna Doni in den Uffizien jenes
Spiel mit Nebenfiguren dar, mit welchem er in die Fuss-
stapfen seines künstlerischen Vorläufer-s Signorelli trat. Casa
Buonarotti in Florenz.
Carrarischer Marmor. Unterlebensgross.
404! 5
Die Pietiz. Marmorgvwppe.
In dem herrlichen Werke offenbart der Künstler bereits
seine reife Meisterschaft. Denn in den ersten Arbeiten nach
seiner Lehrzeit fügte er sich gewissen Fesseln. So in den
Skulpturen für den Sarkophag des h. Dominicus zu S. Domenico
i in Bologna, in welchen er sich der Art seines Vorgängers an
diesem Werke, nämlich des 1494 verstorbenen Niccolö dell'
Arca anzuschmiegen suchte, und in dem (verschollenen) ge-
liügelten Amor von 1495, wie im Bacchus und im Cupido
(um 1498), in welchen er die Antike imitierte. Die xPietäu
wurde auf Empfehlung des Jacopo Galli 1498 von dem
französischen Gesandten am päpstlichen Hof, dem Kardinal
Jean de Villiers de 1a Grolaie, Abt von S. Denis, um
450 Dukaten für eine Kapelle der alten Petersbasilika bestellt,
um 1499 vollendet. NVährend des Umbaues des Langschiffs
von St. Peter zurückgestellt, gelangte das Werk 1749 in der
ersten Kapelle des rechten Seitenschiffs der Peterskirche zu
Rom zur Wiederaufstellung.
Marmor. Ueberlebensgross.
406
Madonna mii dem fände um! dem yuluznnesknaben. Relief.
Maria, auf einem niedrigen Steinsockel sitzend, hält im
Schosse ein offenes Buch, worauf sich der nackte Jesusknabe
mit dem rechten Ellbogen stützt. Hinter Maria links im
Flachrelief der Johannesknabe (unvollendet). Anscheinend
zwischen 1510 und 1520 entstanden. Museo Nazionale zu
Florenz.
Marmormedaillon. Unterlehensgross.
407
Madonna mit dem [finde um! dem ffoluznneslenabeßz. Relief.
Maria, auf dem Boden kauernd, hält das rittlings auf ihrem
Knie sitzende nackte Kind mit der Linken, während sie die
Rechte dem Johannesknaben zuwendet, der, eine Schale an
seinem Gürtel tragend, mit beiden Händen einen Vogel dar-
zureichen scheint. Unvollendet. In der Akademie zu London.
Marmormedaillon. Unterlebensgross.
408
Madonna mit K ind. jllawimrstatue.
Maria, auf einem Stcinpfeiler sitzend, auf welchen sie die
Rechte stützt, hält mit der Linken das Kind, das rittlings
auf ihrem übergeschlagenen Bein sitzt und das Gesicht
schlummernd der Brust der Mutter zuwendet. Ausgeführt vor
1534 und zwischen den Statuen des h. Cosmas von Montor-
soli und des h. Damian von Montelupo aufgestellt (Vergl.
die untenstehende Vignette). In der Sagrestia Nuova (Grab-
kapelle der Mediceer) von S. Lorenzo in Florenz.
Carrarischer Marmor. Ueberlebensgross.
der Gmbleaßellc
Ilfzdiceer in
Larenzo zu Florenz.
Skulßlureßzschaiz III.