ERLÄUTERUNGEN
ZU
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Krztzos und Nesiotes. l. Hälfte de: V. 5mm. v. Chr.
Attzlvzlz: Kunri. Marmorslatue des Harmadios.
Nach Thukidides Bericht VI, 54. hatte der Athener
Harmodios, von Hipparchos des Peisistratos Sohn an seiner
Familienehre beleidigt, mit seinem Freunde Aristogeiton gegen
die Tyrannen sich verschworen und den Hipparch bei den
Panathenäen des jahres 514 v. Chr. ermordet. Harmodios,
von der Leibwache niedergehauen und Aristogeiton auf Befehl
des überlebenden l-lippias gefoltert, fanden schon vier Jahre
später ihre Sühne durch das älteste von Staatswegen errichtete
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Giovanni Pisano. f "M11 1:28.
Mawlmrreliqf vom jüngsten Gericht.
Alttoskanisclzz
Kunst.
Die in Nr. 218, 202, 238, 245 und 32I1gegebenen Relief!
tafeln mit der Geburt Christi, der Anbetung der Könige, dem
bethlehcmitischen Kindermord, der Darbringung im Tempel
und der Kreuzigung ergänzt unsere Tafel mit dem Jüngsten
Gericht, von welchem jedoch nur die linke Hälfte der Dar-
stellung Platz fand. In der unteren Reihe sieht man die
Auferstehung der Toten, von der die vordersten rechts durch
eine Frauengestalt emporgeleitet werden. Im mittleren Streifen
führt eine gekrönte Frau (EcclesiaP), welcher ein Engel
vorangeht, die Stände, an deren Spitze Papst und Kaiser,
nach rechts. In der oberen Reihe sieht man die sitzenden
Heiligen und Erzväter, rechts die fürbittende Maria, gefolgt
von dem Erzengel Michael. Aus der Kathedrale von Pisa
in das'Museo Civico zu Pisa gelangt.
Carrarischer Marmor. 0,80 cm hoch.
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Filippo Paladzlni. 7'" 1614. Florentinisrhe Kunst. Au: dem
Frie: der sieäqn Bawnherzigkeiten.
Wir haben von der Relieftafel, mit welcher Paladini den
Fries der sieben Barmherzigkeiten des Giovanni della. Robbia
abschloss, in der Textvignette zu Nr. 328 bereits die ganze
Ansicht der Tränkung der Durstigen und in der Tafel selbst die
Mittelgruppe gebracht. Unsere Tafel giebt einen zweiten
Ausschnitt, die Gruppe an der rechten Seite, in welcher sich
eine Magd mit einer Amphora einer Mutter mit dem
dürstenden Kinde nähert. Am Ospedale del Ceppo zu Pistoja.
Farbige Terracotta, unglasiert. Kleine Figuren.
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Unäekannlß? wilder, Ende des 15. Yalzrlz. Olverdeutxrlze
Kunst. Die bziden klz. Yahannes.
Kaff zler Statue des Harmadios.
Q4
Ehrendenkmal, die von Antenor ausgeführte Bronzegruppe
der 'l'yrannenmörder auf dem Marktplatze. Da jedoch dieses
Werk schon 480 v. Chr. in die Hände der Perser fiel und
200 ]ahre, nämlich bis zur Rückgabe durch Antiochus I. in
Ekbatana aufgestellt war, hatten Kritios und Nesiotes den
Auftrag erhalten, das Werk zu ersetzen. Und nach dem
letzteren wird wohl unsere römische Marmorkopie gearbeitet
sein, da der (in unserer Vignette gegebene) Kopf zu treuen
Anschluss an das archaische Bronzeoriginal zeigt, um den
Körper wesentlich verändert annehmen zu lassen, i. J. 510
v. Chr. aber die Körperdarstellung noch nicht so vorgeschritten
angenommen werden kann. Museo Nazionale zu Neapel.
Marmor. 1,95 m hoch.
Das jugendliche Gesicht und das Buch charakterisieren
ausreichend den Lieblingsjünger des Herrn, welcher jedoch
nicht wie gewöhnlich als Pendantfigur Mariens unter dem
Kreuze, sondern lehrend als Apostel und Evangelist gedacht
ist. Noch sicherer durch das Fellunterklcid und das Lamm
bestimmt erscheint der Täufer Johannes, dessen Gebärdc mit
der rechten Hand wohl mit den Worten xEcce agnus Deic
zu erklären ist. Seitenßguren von dem Fliigelaltar mit der
Katharinenlegende im Schrein. Pfarrkirche zu Besigheim in
Württemberg.
Holz, unbemalt. Lebensgrosse Figuren.
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Krztzos und Neszotes. I. Hälß: des V. 501ml. 111mm
Kumt. Manlwrxtatue des Arirlageiton.
Die zweite Figur der vorstehend erörterten Gruppe der
Tyrannenrnörder giebt den Attentat-Genossen des Harmodios
in einer bedauerlich ergänzten Darstellung. Erstlich ist ein
fremder Kopf lysippischer Kunstrichtung auf den Rumpf
gesetzt, und dann ist der von der Chlamys umschlungene
Arm mit einem Schwert ausgestattet, während die Linke die
Scheide des in der Rechten gesenkten Schwertes gehalten
haben dürfte. Museo Nazionale zu Neapel.
Marmor. 1,95 m hoch.
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Unbekannter Meister. Um 1550. Obcnleutxclze Kunst.
Grabmal des Walfgang Feiner.
Die Inschrift lässt schliessen, dass der Arzt Wolfgang
Peisser Professor der Universität Ingolstadt war, der wals die
einzige Hoffnung der studierenden Jugend und des Vaterlandes
verdiente, die himmlischen Chöre zu schauenx. Das Relief
über der Inschriftplatte scheint die Wissenschaft in Gestalt
von zwei disputierenden Engeln darzustellen, zwischen welchen
das Bildnis des Arztes. Oben zwei Gelehrtenmedaillons,
unten die zwei knieenden Stifter (Kanzler und Dekan?) des
Denkmals. In der Garnisons- (vormals Minoritem) Kirche
zu Ingolstadt.
Solenhofer Schiefer, 1,38 m hoch, 0,80 m breit.