Volltext: Klassischer Skulpturenschatz (Bd. 3)

ERLÄUTERUNGEN 
ZU 
385- 
385  
Krztzos und Nesiotes. l. Hälfte de: V. 5mm. v. Chr. 
Attzlvzlz: Kunri. Marmorslatue des Harmadios. 
Nach Thukidides Bericht VI, 54. hatte der Athener 
Harmodios, von Hipparchos des Peisistratos Sohn an seiner 
Familienehre beleidigt, mit seinem Freunde Aristogeiton gegen  
die Tyrannen sich verschworen und den Hipparch bei den 
Panathenäen des jahres 514 v. Chr. ermordet. Harmodios, 
von der Leibwache niedergehauen und Aristogeiton auf Befehl 
des überlebenden l-lippias gefoltert, fanden schon vier Jahre 
später ihre Sühne durch das älteste von Staatswegen errichtete  
337 
Giovanni Pisano. f "M11 1:28. 
Mawlmrreliqf vom jüngsten Gericht. 
Alttoskanisclzz 
Kunst. 
Die in Nr. 218, 202, 238, 245 und 32I1gegebenen Relief! 
tafeln mit der Geburt Christi, der Anbetung der Könige, dem 
bethlehcmitischen Kindermord, der Darbringung im Tempel 
und der Kreuzigung ergänzt unsere Tafel mit dem Jüngsten 
Gericht, von welchem jedoch nur die linke Hälfte der Dar- 
stellung Platz fand. In der unteren Reihe sieht man die 
Auferstehung der Toten, von der die vordersten rechts durch 
eine Frauengestalt emporgeleitet werden. Im mittleren Streifen 
führt eine gekrönte Frau (EcclesiaP), welcher ein Engel 
vorangeht, die Stände, an deren Spitze Papst und Kaiser, 
nach rechts. In der oberen Reihe sieht man die sitzenden 
Heiligen und Erzväter, rechts die fürbittende Maria, gefolgt 
von dem Erzengel Michael. Aus der Kathedrale von Pisa 
in das'Museo Civico zu Pisa gelangt. 
Carrarischer Marmor. 0,80 cm hoch. 
388 
Filippo Paladzlni. 7'" 1614. Florentinisrhe Kunst. Au: dem 
Frie: der sieäqn Bawnherzigkeiten. 
Wir haben von der Relieftafel, mit welcher Paladini den 
Fries der sieben Barmherzigkeiten des Giovanni della. Robbia 
abschloss, in der Textvignette zu Nr. 328 bereits die ganze 
Ansicht der Tränkung der Durstigen und in der Tafel selbst die 
Mittelgruppe gebracht. Unsere Tafel giebt einen zweiten 
Ausschnitt, die Gruppe an der rechten Seite, in welcher sich 
eine Magd mit einer Amphora einer Mutter mit dem 
dürstenden Kinde nähert. Am Ospedale del Ceppo zu Pistoja. 
Farbige Terracotta, unglasiert. Kleine Figuren. 
389 
Unäekannlß? wilder, Ende des 15. Yalzrlz. Olverdeutxrlze 
Kunst. Die bziden klz. Yahannes. 
Kaff zler Statue des Harmadios. 
 Q4 
Ehrendenkmal, die von Antenor ausgeführte Bronzegruppe 
der 'l'yrannenmörder auf dem Marktplatze. Da jedoch dieses 
Werk schon 480 v. Chr. in die Hände der Perser fiel und 
200 ]ahre, nämlich bis zur Rückgabe durch Antiochus I. in 
Ekbatana aufgestellt war, hatten Kritios und Nesiotes den 
Auftrag erhalten, das Werk zu ersetzen. Und nach dem 
letzteren wird wohl unsere römische Marmorkopie gearbeitet 
sein, da der (in unserer Vignette gegebene) Kopf zu treuen 
Anschluss an das archaische Bronzeoriginal zeigt, um den 
Körper wesentlich verändert annehmen zu lassen, i. J. 510 
v. Chr. aber die Körperdarstellung noch nicht so vorgeschritten 
angenommen werden kann. Museo Nazionale zu Neapel. 
Marmor. 1,95 m hoch. 
Das jugendliche Gesicht und das Buch charakterisieren 
ausreichend den Lieblingsjünger des Herrn, welcher jedoch 
nicht wie gewöhnlich als Pendantfigur Mariens unter dem 
Kreuze, sondern lehrend als Apostel und Evangelist gedacht 
ist. Noch sicherer durch das Fellunterklcid und das Lamm 
 bestimmt erscheint der Täufer Johannes, dessen Gebärdc mit 
der rechten Hand wohl mit den Worten xEcce agnus Deic 
zu erklären ist. Seitenßguren von dem Fliigelaltar mit der 
Katharinenlegende im Schrein. Pfarrkirche zu Besigheim in 
Württemberg. 
Holz, unbemalt. Lebensgrosse Figuren. 
386 
Krztzos und Neszotes. I. Hälß: des V. 501ml. 111mm 
Kumt. Manlwrxtatue des Arirlageiton. 
Die zweite Figur der vorstehend erörterten Gruppe der 
Tyrannenrnörder giebt den Attentat-Genossen des Harmodios 
in einer bedauerlich ergänzten Darstellung. Erstlich ist ein 
fremder Kopf lysippischer Kunstrichtung auf den Rumpf 
gesetzt, und dann ist der von der Chlamys umschlungene 
Arm mit einem Schwert ausgestattet, während die Linke die 
Scheide des in der Rechten gesenkten Schwertes gehalten 
haben dürfte. Museo Nazionale zu Neapel. 
Marmor. 1,95 m hoch. 
390 
Unbekannter Meister. Um 1550. Obcnleutxclze Kunst. 
Grabmal des Walfgang Feiner. 
Die Inschrift lässt schliessen, dass der Arzt Wolfgang 
Peisser Professor der Universität Ingolstadt war, der wals die 
einzige Hoffnung der studierenden Jugend und des Vaterlandes 
verdiente, die himmlischen Chöre zu schauenx. Das Relief 
über der Inschriftplatte scheint die Wissenschaft in Gestalt 
von zwei disputierenden Engeln darzustellen, zwischen welchen 
das Bildnis des Arztes. Oben zwei Gelehrtenmedaillons, 
unten die zwei knieenden Stifter (Kanzler und Dekan?) des 
Denkmals. In der Garnisons- (vormals Minoritem) Kirche 
zu Ingolstadt. 
Solenhofer Schiefer, 1,38 m hoch, 0,80 m breit.
	        
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