Volltext: Klassischer Skulpturenschatz (Bd. 2)

ERLÄUTERUNGEN 
ZU 
145" 
150: 
1 45 
Unäekannler jllezlvte-zß des l V. Fakrkunderts 21. Ckr. 
Atlisrlze lfunxt. Gralzxlele einer Frau. 
Eine Frau mit Doppelchiton und Mantel sitzt, nach links 
und das Haupt in Dreiviertelprofil leicht nach aussen ge- 
wandt, auf einem lehnelosen Stuhle, auf welchen sie die Linke 
stützt. Vor ihr steht, ihr zugewandt, ein Mädchen (Tochter 
oder Dienerin) mit einem geöffneten Kästchen in den Händen. 
Die Behandlung der Köpfe, das Hochrelief und gewisse Ge- 
wandmotive, wie namentlich die Andeutung der Faltenlagen 
der Unterkleider an den Mänteln, deuten auf die Entstehung 
des Werkes im 4. Jahrhundert. Die architektonische Um- 
rahmunglder Stele, der schlichte Basenstreifen, die dürftigen 
Pilaster iimd der gesimslose Giebel mit den einst lediglich 
bemalten Akroterien, sind von sehr untergeordneter Ausführung. 
Die ursprüngliche Inschrift auf der Giebelleiste ist bei einer 
späteren Benutzung des Grabes getilgt und durch rohe In- 
schriften im Giebelfelde ersetzt. Die letzteren lauten oben: 
Nhximv Aiavroßtbpox) 'Avaq'upcio1oq, darunter links: Anno- 
orpdtn Aioxpmvoq Uähaäwg, rechts: 'Apsn'i)(n Muciowo; 
Opiadiou. Gefunden 1370 vor dem Dipylon in Athen. (Conzc, 
die attischen Grabreliefs. Berl. 1893, TaL-XXXIV.) National- 
museum zu Athen, 
Attischer Marmor. I,I0 hoch, 0,62 breit. 
seiner Gemahlin Mahaut. Der Graf trägt antikisierendes 
Gewand mit enganliegender Kappe, auf welcher einst ein 
metallener Kronreif ruhte, zeigt aber ebenso wie die Statue 
der Gräfin den Versuch porträtartiger Darstellung. Die auf 
der Abbildung nicht mehr sichtbaren Säulenschäfte sind mit 
Scenen aus der Geschichte Davids (Inschrift: Samuel, David, 
Fratres eius Isar) reliefiert. 
Stein. 6,38 m hoch. 
Die rechtsseitige Gruppe stellt den Besuch Mariens bei 
Elisabeth (Heimsuchung) dar, wobei Elisabeth durch ältlicherc 
Züge wie durch zaghafteren Ausdruck charakterisiert erscheint. 
Das Werk ist von anderer, minder reifer Hand als die vor- 
beschriebenen Bildnisse. 
Stein. 6,05m hoch. 
148 
AUdVEKZ dö! VZVVOCCÄZ-O, I43j-14S8. Flnrenlüzisclze Ähnxl. 
Brvnzexlatue des Daziid. 
 146 
Unbekannter Meister des V. Yalzrhunderts v. ("im 
Griechische Ähnst. Bronzeslzztue (In: Darmzuszielzers, 
Die berühmte Statue gehört zu der verhältnismässig seltenen 
Klasse von Genredarstellungen des Altertums, von welchen 
die Camilli des Lykios, der Eingeweideröster (Splanchnoptes) 
des Styppax, die knöchelspielenden Kinder (Astragalizontes) 
des Polyklet und der Knabe mit der Gans des Boäthos die 
meistgenannten sind. Dass das Werk eine andere Bedeutung 
als die eines einfachen Genremotivs habe und auf eine histo- 
rische Thatsache, wie die Gründung des ozolischen Lokri 
oder auf einen Sieg im Wettlaufe sich beziehe, ist unwahr- 
scheinlich. Sicher ausgeschlossen ist die Ableitung auf ein 
Ereignis in römischer Zeit, da. wir es mit einer griechischen 
Schöpfung zu thun haben. Der Stil der Bronze, das scharf ge- 
schnittene, der Neigung des Hauptes nicht folgende Haar, 
der Ausschnitt der einst eingesetzten Augen u. s. w., deutet 
sogar bestimmt auf das 5.]ahrhundert v. Chr., wobei es der 
realistischen Behandlung und des Gegenstandes wegen nahe 
liegt, an die myronische Schule oder an den Konkurrenten 
Myrons, Pythagoras von Rhegion (A. Furtwängler, ltleister- 
werke, S. 686) zu denken. Anderseits kömmt auch die pelo- 
ponnesische Kunst in Betracht, denn wenn auch die Astra- 
galizontes des Polyklet keine Anknüpfung an diesen durch 
seinen Formalismus ganz abweichenden ltileister bedingen, so 
ist ein gewisser Zusammenhang mit den Skulpturen desjupiter- 
tempels von Olympia  Helhig, die öff. Sammlungen klass. 
Altertiimer in Rom I, S. 475) nicht zu leugnen. Die hiitiiigen 
Wiederholungen späterer griechischer und römischer Zeit 
(Berlin, Louvre und Bar. Rothschild  Paris, Brit. Museum, 
London u. s. w.) lassen auf einen gewissen Ruf des Werkes 
im Altertume schliessen. Die Bronze scheint zu den Antiken 
zu gehören, die unverschüttet blieben, da schon Nachbil- 
MIS dem II. und I2. Jahrhundert vorkommen (A. Springer, 
Bilder P1118 der neueren Kunstgeschichte II. Aufl. I, I4), auch 
de!" DÜUMCÜCVSChC Künstlerkreis beschäftigte sich mit dem 
MOÜV (Berlin: k. Museum). Im Konservatorenpalast zu Rom. 
Bronze. Lebensgrösse, 
Der Davidknabe ist iin Brustharnisch über der ärmel- 
losen Tunika und in Sandalenstiefeln dargestellt, in der 
Rechten hält er das Schwert, die Linke stützt er in die 
Irlüfte. Das lockennmwallte Haupt blickt in trotzigem Sieges- 
gefühl ins Weite. Die Muskulatur des hageren Körpers ver- 
rät in allen Teilen rücksichtslose Nachbildung nach einem 
schlank anfgeschossenen, kecken und durch ungebundenes 
Leben gestählten Knaben, der sich bereits dem Jünglings- 
alter nähert. In dem zu seinen Füssen liegenden Kopf des 
Goliath bereitet der Künstler bereits den YVeg zu den 
Schöpfungen Michelangelos.  Im Jahre 1476 nach Vollendung 
des Grabmals des Piero und Giovanni Medici in S. Lorenzo 
zu Florenz für Lorenzo hlagnifico modelliert. Mnseo Nazionale 
zu Florenz. 
Bronze. Unterlebensgross. 
149 
Aüdfßll dßlltl ROÖÖZÜ, 1435-1525 Florenlizziscfze 16411;; 
Die Verkzindzlgung. 
Die Darstellung zeigt, wie gewöhnlich, rechts Maria vor 
ihrem Betschemel knieend, links den auf ein Knie gesunkenen 
Engel Gabriel mit erhobener Rechten, in der Linken einen 
Büschel Lilien. Zwischen beiden steht ein Maienkrug mi; 
dcn gleichen Blumen. In der Mitte oben schwebt die llalb- 
iigur von Gott Vater, von Seraphim umgeben und die sich 
herabsenkende Taube. Im Halbrund ein Kranz von Seraph- 
köpfen, Das Lunettenrelief stammt wie der berühmte Finde]- 
kinrler-Fries der Fassade aus der Zeit des Umbaues des 
Findelhauses im Jahre 1463 und ist nicht nach 1466 an- 
zunehmen, da nach dieser Zeit das Institut, in starkem Ver- 
fall begriffen, keine Mittel zu künstlerischer Ausschmückung 
mehr darbot. Es Stammt somit aus der Frühzeit des Meisters 
und aus der Periode, in welcher er noch in der Werkstatt 
seines Oheims und Lehrers Luca  1482) arbeitete. Hof 
des Spedale degli lnnocenti zu Florenz. 
Terracotta mit blauem Grund 
150 
1 47 
Unäekannierjlleistew vom Anfange des XII]. Yalzr- 
ÄZUZdZVZlS, F ranzösixrlzc Kunst. Statuen 710m [Vvrdpartal 
der Kathedrale 71012 Clzartrex. 
Die linksseitige Gruppe giebt die Bildnisse des Oheims 
Ludwig IX. des Heiligen, Philipp Grafen von Boulogne und 
Andreas Salzlüler, 1664-1714. 0111111111 1mm. 511m- 
nzasken sterbender IG-icger.  
Zwei von den 22 Masken, mit welchen Schlüter um 1700 
den 1694 von Ioh. Arn. Nering begonnenen Zeughausbau 
von Berlin in den Schlusssteinen der Bogenfenster des Hofes 
schmückte. Vier andere von diesen Masken wurden bereits 
in Nr, 42 und 114 gegeben. Näheres wurde zu Nr. 42 
mitgeteilt. 
Steinreliefs. Ueberlebensgross. 
Skußßfvzrenschatz II. Band;
	        
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