ERLÄUTERUNGEN
ZU
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Unbekannter jllezlvter. 1. Hribfte de: 4. Yalzrlz. v. 0111-.
Helleniscke Kunxt der NachfoÄge des Pkidiax. [llzzrnzorrelief de:
Arklepia: aus Epidauros.
Das als Votivbild für irgend eine Heilung ausgeführte
Relief giebt den Heilgott nach rechts gewandt auf einem
Stuhle sitzend. Das bärtige Lockenhaupt ist unbekrönt, der
Oberkörper nackt, der Unterkörper ist in den Mantel ge-
hüllt, dessen Enden über die Stuhllehne und über die linke
Schulter geworfen sind, die Füsse zeigen die Ansätze reich-
geriemter Sandalen. Die jetzt fehlende Rechte war wohl
auf ein Scepter gestützt, während die Linke mit der Geberde
gnädigen Willkomms vorgestreckt erscheint. Ohne Zweifel
ist das Werk wie ein ähnlicher zweiter Fund von Epidauros,
Nationalmuseum von Athen, Relief N0. 174 des Katalogs,
dem um 370 v. Chr. ausgeführten Goldelfenbeinbild des
Thrasymedes, Arignot0s' Sohn von Paros, frei nachgebildet,
und zwar noch freier als jenes, nämlich durch etwas lässigere
Auffassung, durch die Vereinfachung des Thrones in einen
Stuhl, durch die fehlenden Reliefs des Sitzes, durch die Weg-
lassung der Tierattribute der Schlange und des Hundes u. s. w.,
VQn dem nur mehr aus den Münzen bekannten Vorbilde ver-
schieden. Beide Reliefs wurden bei den Ausgrabungen des
Askulaptempels im Hieron von Epidauros 1834-1886 ge-
funden. (Vgl. H. Lechat und A. Defrasse, Epidaure Par. 1893.
Katalog von Karvadras N0. 173 Brunn-Bruckmann,
Denkmäler griech. und röm. Skulptur. T af. 3.) Im National-
museum zu Athen.
Höhe 0,65 m
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6761255 Sluter. f 1404]; [Wederländisch-äurgunrhlvchz Schulz.
Philipp der Külme mit yalumne: dem T äußr. Sandxteinxlalue.
Philipp der Kühne (1- 1404) kniet, nach rechts gewandt,
mit gefalteten Händen am Boden. Sein unbärtiger, etwas
aufwärts gerichteter Kopf mit halblangem gelockten Haar
ist oben mit einer knappen Mütze bedeckt, welche wahr-
scheinlich einst eine metallene Krone trug, der Körper mit
langem Unterkleid und schmucklosem Kragenmantel. Hinter
ihm steht, den Herzog patronisierend, in langem an einem
Ende über das Haupt geschlungenen Mantel der bärtige
Johannes Baptista mit dem Lamm im rechten Arm, den linken
im Armel verborgen, die Knie leicht beugend. Die beiden
Figuren bilden den linkseitigen Teil der Portalgruppe der
irn übrigen zerstörten Karthäuserkirche von Champmol bei
Dijon, deren Mittelfigur, Maria mit Kind darstellend, bereits
in Blatt 6 gegeben worden ist. (Dem Herzog gegenüber be-
finden sich, die rechte Seite der Gruppe bildend, Margaretha
von Flandern und ihre Patronin, die h. Katharina, die erstere,
als Gemahlin Philipp des Kühnen 1405 gestorben, mit ge-
falteten Händen knieend, die letztere in die Knie sinkend.)
Über die Geschichte des Denkmals vgl. N0. 6.
Sandstein von Tonnerre. Johannes 2,70 m hoch.
4'
Domztello [Domzto dz Nzccolb d: Belto Bardz).
1386-1466. Florentinische Schule. Yuditlß und Halofzwzes.
Staiuengruppe in Bronze.
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Unöekamzter Meisler. 4. 71111141. w. Clzr. Hellenixclze Kunst.
Marmoröüste de: Eurzlzäidzs.
Nicht bloss durch die Inschrift aufder Brust: HEYPIIIIAIIZ"
sondern auch durch zahlreiche Wiederholungen in Bezug auf
die Persönlichkeit des Dargestellten gesichert, erscheint das
Werk zwar als eine Wiederholung einer Bronze, aber immer-
hin noch als griechische Arbeit. Die Art und Weise, wie
die vorgerückten Jahre des griechischen Tragikers mit dem
wenig gepHegten Haar und Bart, den schmalgeschlitzten
sinnenden Augen und dem festgeschlossenen etwas schiefen
Mund' charakteristisch und individuell wiedergegeben sind,
lässt für das Bronzevorbild an die Zeit der ersten Blütezeit
der Porträtarbeit unter Silanion, Euphranor und Lysippos
denken. (Vgl. Arndt, Griech. und röm. Porträts, Taf. 121
und 122.) Lebensgross. Nationalmuseum zu Neapel.
Judith in reichem Gewande, das Haupt mit einem Tuch
umhüllt, auf einem Kissen stehend, hält mit der Linken das
Haupt des trunken zu ihren Füssen kauernden Holofernes
bei den Haaren und zückt mit der Rechten das Schwert zur
Tötung des Feindes ihres Volkes. Auf der Vorderseite des
Sockels befindet sich ein Relief mit der Darstellung eines
Kinderbachanals in Gestalt eines Genienreigens um die Figur
des Bacchus, welche ein Genius umhalst. Auf dem Kissen
die Inschrift: Opus Donatelli F10. Die als Brunnenügur ge.
dachte Gruppe wurde wahrscheinlich um 143 5 für die Signoria
von Florenz als Bild des Sieges über die Tyrannei ausgeführt,
und befand sich bis 1495, dem Jahr der Vertreibung des
Pier de" Medici in dessen Hause. Damals eingezogen und mit
der Inschrift: Exemplum Sal. Pub. Cives posuere MCCCCXCV
versehen vor Palazzo de' Signori an den Ort versetzt, wo
später Michelangelos Kolossal-David seine Stelle fand, ge_
langte das Werk bei dessen Verdrängung durch den David
1504 in die Loggia de' Priori (Loggia de' Lanzi),
Überlebensgrosse Bronzegruppe.
2 I
Uüößktlüüllßf Mßllflißl". Ende des 13. Yalzzlz. v. Chr. Franzö-
sirrhe Baulzütte. Sandsleinrtalue der llladonna.
Unsere Madonnenstatue bildet wie eine andere etwa 60
Jahre früher entstandene Marienstatue eines anderen Portals
der Kathedrale von Amiens den Pfostenschmuck einer steinernen
Thürteilung. Die Mutter Christi zeigt hier schon die weichere
Formensprache, das fürstliche Lächeln und die fast kokette
Grazie der Kopfneigung und der Handbewegung, welche der
Kunst nach dem goldenen Zeitalter der französischen Gotik,
(l. h. nach dem Tode Ludwig IX. (1270) eignet. Jedenfalls
gehört die Statue in die letzte Periode der in die lange Zeit
von 1220-1288 währenden Bauführung der Kathedrale,
welche in ihrem Skulpturenschrnuck von dem strengen Sal-
vator mundi und der strengen Madonna mit dem segnenden
Kinde bis zu unserer Statue herab die Stilentwicklung fast
eines Jahrhunderts darstellt. Überlebensgrosse Statue, be-
kannt unter dem Namen La Vierge doree, an einem Seiten-
portale der Kathedrale zu Amiens.
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Peter Vzsclzer d. A. 1455-1529. Nürnllevger Sclzulß.
Branzestatue des T lzeoderirlz.
Der Ostgotenkönig ist in Idealrüstung im Geschmack des
I 5. Jahrhunderts dargestellt. Die Visierklappe des Helmes ist
aufgeschlagen, das Kinn mit der Halsberge des Kettenpanzers
verhüllt, die Brust mit dem I-Iarnisch bedeckt, die Arme sind
mit geschientem, die Beine mit einfacherexn Stahlpanzer re.
schützt. Mit reicher Hals- und Gürtelkette geschmückt, tri";
er ein grosses Schwert an der Seite und stützt die Linke
auf den bei Fuss gestellten Schild, die Rechte in leichter
Neigung des Oberkörpers nach rechts auf die Streitaxt. Auf
der Plinthe der Name des Königs. Mit der bereits be-
sprochenen Statue des Königs Arthur als Werk P. Vischers
wohl nicht mehr zu bezweifeln. Vgl. N0. I2. Zu den Ahnen-
bildern um das Grabmal des Kaisers Maximilian I. in der
Hofkirche zu Innsbruck gehörig.
Überlebensgrosse Bronzestatue.
Skulfturenschatz I. Band; Erl.