ERLÄUTERUNGEN
ZU
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LjISZIßßOS. Sikyazzilvrlz-g'ricrhiscbe Jfunst der 11. Hälfte des
IV. yakrlz. v. Chr. Der Apoxyozzzenos. Marmorlaopie des
Bnnzzeorzginals.
Der dem athletischen Genre angehörige Apoxyomenos
stellt einen Jüngling dar, welcher nach dem Ringkampf mit
dem Strigilis die Haut von Salböl und Bestäubsand reinigt.
Bekanntlich ist die Statue als Demonstration der lysippischen
Körperproportionen den polykletischen gegenüber von
Wichtigkeit; denn sie zeigt, wie der Künstler seine Gestalten
dadurch, dass er die Köpfe (wie auch Hände und Füsse)
verhältnismässig kleiner bildete, zu grösserer Schlankheit
und zu einer Erscheinung brachte, welche über das that-
sächliche Verhältnis hinausgeht. (Plin. N. H. XXXIV.,
61 und 37). Diese Proportionsänderung aber wusste der
Meister mit einer Geschmeidigkeit, Elasticität und Freiheit zu
verbinden, welche Polyklets festgefügten Gestalten völlig und
selbst noch zum Teil jenen des Skopas fehlt. Das Bronze-
original war von Agrippa nach Rom gebracht und vor dem
Eingang zu seinen Thermen aufgestellt worden. Die gute
Marmorkopie wurde 1849 von Canina. bei den Ausgrabungen
eines antiken Hauses der Vicolo delle Palme in Trastevere
gefunden und gelangte in den Braccio nuovo des Vatikan.
Marmor. 2,08 m hoch (ohne Plinthe).
rechtsseitige Laibung schmückenden Figuren unserer Tafel
stellen, wie dort in der Reihe von aussen nach innen auf-
gezählt Aaron, Ecclesia David und Johan nes Evangelista
dar. Vergl. im übrigen die Texte zu den vorgenannten
Abbildungen.
Steinstatuen. Unierlebensgross.
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Unäekannler Mejsier, ßä-anzüsisrlz; Kunstde: XII]. yalu-lz.
Reliqfdarsfellung einer Szene aus dem jüngsten Gerirlzt.
Schon Tafel 68 brachte ein Stück des gotischen, das
Jüngste Gericht darstellenden Portaltympanons mit dem die
guten und bösen Thaten wägenden Engel des Gerichts Das
vorliegende Stück giebt die rechte Seite mit der Ueberant-
wortung der Verdammten an die Höllenqualen. Vom Mittel-
portal der Weslfassade der Kathedrale von Bourges.
Steinrelief. Kleine Figuren.
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Unßekannle? jlfezkter, Französische Kunst des X V1. falzrk.
Statue der Muiler Anna mit ihrer T achter Maria.
es
Unöekavmler Melkllßf. Ränzirclzc Kunst des]. Yalzrh. n. C111".
Büsia einer Röruerr au: der Familie der Licinier.
Der bartlose Kopf des alternden Mannes mit dem schlichten
Ilaar, der Einsenkung an der Nasenwurzel, dem gepressten
Mund und dem vorstehenden Kinn hat allerdings einige
Aehnlichkeit mit jenem des Agrippa, mit welchem er identi-
ficiert worden ist. Da aber die Büste aus dem Grabmale
der Licinier stammt, darf doch mit einiger Sicherheit ge-
schlossen werden, dass dies Bildnis ein Mitglied dieser
Familie darstellt. In der Glyptothek Ny-Carlsberg zu Kopen-
hegen.
Marmor. 0,85 m hoch.
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Unäekannier Mezster, Deutxzhe Kunst des X11]. Yalzrlz.
Statuen der rechten Seite der sag. Galdenm Pfarte am Dom
zu Freiberg in Srzclmm.
Wir haben in Tafel 75 das Tympanon und in Tafel 82 die
Figuren der linksseitigen Portallaibung der in den ersten Jahr-
zehnten des XIII. Jahrhunderts entstandenen xGoldenen
Pforte: gegeben. Die den letzteren gegenüberstehenden, die
Mutter Anna, in mehr klösterlicher als matronaler Tracht und
in bildnisartiger Jugendlichkeit aufgefasst, berührt mit der
Rechten die Schulter der vor ihr stehenden etwa sechsjährigen
und wohl auch als Porträt beabsichtigten Tochter, welche die
Rechte auf die Brust legt und mit der Linken eine Falte
des Mantels der Mutter fasst. Kathedrale von Bordeaux,
Steinstatue. 1,12 m hoch.
QO
Ändfezl de! VZVVOCCÄÄO, 1435-1488. fYorentinzlvclzc Kunst.
Bärte mies Giuliano de' Mediri.
Der Dargestellte ist der 1453 geborene, 1478 gestorbene
Bruder des Lorenzo il Magnifico, und Vater jenes Giulio, der
1523 als Clemens VII. den päpstlichen Stuhl bestieg. Denn
Giuliano Herzog von Nemours, der dritte Sohn des Lorenzo
il Magnifico, war bei Verrocchios Tode kaum I5 Jahre alt,
und erscheint auch auf der Bildnisstatue Michelangelos an
den Mediceergräbern von S. Lorenzo in Florenz selbst unter
Annahme starker Idealisierung durch Buonarroti in den Zügen
doch allzuabweichend. Der hochmütig getragene, unbärtige
Kopf mit der Adlernase und dem langen, in der Mitte ge-
scheitelten Lockenhaar hcbt sich aus reichem, auf der Brust
mit einem geflügelten Gorgoneion geschmückten Panzer. In
der Sammlung Dreyfus in Paris.
lfnbemalter Thon. Lebensgross.