ERLÄUTERUN GEN
ZU
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Gzcietkzkcker Meister der Schule von Aegzäza.
V. Yalzrh. v. Chr. Statue vom Ortgiebzl des Atlzmeteuzlzäel:
in Agimz.
Die Figur stellt einen Jüngling dar, welcher weitaus-
schreitend sich vorbeugt, um einen Gefallenen zu fassen und
aus dem Kampfgewühl zu ziehen. Die Scene lässt sich zwar
nicht mehr aus dem Ostgiebel allein, von welchem ausser
unserer Statue nur noch Herakles, ein griechischer Lanzner
und die zwei Gefallenen der beiden Giebelecken erhalten
sind, rekonstruieren, die Darstellung ergänzt sich aber durch
den Vergleich mit der in zehn Figuren erhaltenen Westgiebel-
gruppe, deren Komposition im wesentlichen gleicher Art
gewesen sein muss. Der Gegenstand des Ostgiebels dürfte
nach dem Auftreten des Herakles dem in Verein mit dem
Aegineten Telamon gegen Laomedon von Troia unternommenen
Zuge entlehnt sein und den Kampf um die Leiche des
Griechen Oikles darstellen. Wenn die Westgiebelgruppe dem
Atelier des Onatas, vielleicht sogar diesem selbst zugeschrieben
werden darf, so deutet die vorgeschrittene Entwicklung des
Ostgiebels auf ein jüngeres Mitglied derselben Werkstatt,
möglicherweise Kalliteles, Sohn des Onatas. Glyptothek zu
München.
Pentelischer Marmor, 97 ein hoch.
SO
RömzsclzerMezster aus dem Begzmz der Kazserzezt.
Die sog. T lzusnelda.
Die Statue stellt eine Barbarin dar, alstliesiegte und
Gefangene in Trauer versunken. Der von Th. Fried. Heyse
ausgesprochene Name Thusnelda, von Göttling ernst genommen,
entspricht dem Wesen der Darstellung wenigstens insoweit,
als es sich eher um eine gefangene Germanin, als um die
Angehörige irgend einer anderen Nation handelt, somit etwa
um die Allegorie einer Germania dcvicta aus einer Reihe von
Provinzdarstellungen, wie sie schon Coponius in den I4 Figuren
des Porticus ad Nationes am Pompeiustheater gegeben hatte.
(Plin. H. N. XXXVI, 41, H. Brunn, Griech. Künstler I, S. 602.)
In der Loggia de'Lanzi zu Florenz.
Marmor, überlebensgross.
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Mccoto Pzsano, f 1278. Toißßnzirxw kann. 121., Dar-
Öringzzng im Tempel,
Die Darstellung giebt Simeon im Tempel, aus den Händen
Marlßrls das jesuskind empfangend. Ringsum figurenreiche
Gruppe von Teilnehmern und Zuschauern, unter welchen
die bärtige, von einem Knaben unterstützte Gestalt rechts
an den Typus des sog. indischen Bacchus erinnert. Eine von
den fünf ausserdem die Geburt Christi, die Anbetung der
Könige, die Kreuzigung Christi und das jüngste Gericht dar-
stellenden Brüstungsfülltingen der Kanzel, welche bekanntlich
das erste Werk antikisierender Richtung in Toskana darstellt.
Dass diese mit der klassicistischen Thätigkeit, welche in der
Zeit Friedrich II. in Unteritalien eingeschlagen worden war,
zusamrnenhing, ist aus dem Namen des Vaters unseres Meisters,
Pietro di Puglia, zu schliessen. Im Baptisterium zu Pisa.
Carrarischer Marmor.
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CZtZZtS 5724161", 7'" 14045. Niederländixrh-bzzzgunziirrke Käuzrt.
Steinßgzzren der Propheten David und Yereznias.
König David mit der Krone auf dem Haupt, den einst
vergoldeten Mantel über dem ungegürteten blauen Unterkleid
mit Bezug auf den königlichen Sänger mit einer Borte aus
Harfenreihen gesäumt, hält in der Rechten ein Spruchband
mit den aus dem 21. Psalm, I7. und I8. Vers entnommenen
Worten: Foderunt manvs meas et pedes meos, denumeraverunt
ossa mea. Zur Rechten steht jeremias im vergoldeten, grün-
gefiitterten Mantel über blauem Unterkleid, ein offenes Buch
in beiden Händen haltend, aus welchem ein Spruchband mit
der Inschrift (Lament. c. I) heraustritt: O vos omnes qui
transitis per viam, attendite et videte si est dolor sicut dolor
meus. Vgl. Taf. 39.
ss
Lug; dgllß Roböza, 1399-1482. Florcnfiniselze Kunst.
T lzovzrelief der jlladomza mit Engeln.
Maria mit dem nackt auf ihrem Schosse sitzenden etwa
dreijährigen Kinde erscheint hier in offenbar genrehafter
Auffassung mit dem Kinde scherzend dargestellt; beiderseits
steht je ein adorierender Engel. Das Relief ist nicht bloss
ungefärbt, sondern auch unglasiert, und scheint daher seine
Bestimmung, ein gotisches Tyuipanon zu füllen, nicht erreicht
zu haben. 1883 vom Grafen Alessandri in Florenz erworben.
Sammlung italienischer Bilclwerke in den k, Museen zu Berlin.
Thou 85 : 98 cm.
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1D 6167 pvljßkß? f 1529. Deutsche lfurzst. Graästein
des Grafen und der Gräfjfn 21. Ifermebeßg.
Die auf der Deckplatte eines Sarkophags Dargestellten,
Graf Hermann VIII. von Henneberg 1535) und seine 1507
verstorbene Gemahlin Elisabeth, Tochter des Markgrafen
Albrecht Achilles von Brandenburg, stehen sich (Dreiviertel-
profil) gegenüber, er behelmt und in voller Rüstung, die
Rechte auf das Schwert gestützt und in der Linken die Fahne,
auf einen Löwen, sie in der hlatronentracht der Zeit, das
Paternoster in den Händen, auf einen Hund (Treue) gestellt.
Von der auf unserer Tafel lesbaren Umschrift ist nur unten
die zweite Zeile: wElisabeth kurfürstlich gebornc und oben
aAnno Dni MCCCCC 'XXXV im jar Fürst und Her Her
Hermanc in der Reproduktion unsichtbar. Wenn Sterbejahr
und -tag des Grafen (5. April 1535) der Inschrift mit dem
Ganzen gegossen und nicht erst später ergänzt sind, könnte
allerdings von der Urheberschaft des älteren P. Vischer nicht
länger die Rede sein. Das anscheinende Alter der Dargestellten
entscheidet nichts, denn die Bildnisse sind nicht bloss jugendlich,
sondern ideal. Es darf trotzdem angenommen werden, dass das
Grabmal nach dem Tode Elisabeths bestellt und noch vor dem
ähnlichen Monument, des Grafen Eitel Friedrich II. von
Hohenzollern 1512) und seiner Gemahlin Magdalena von
Brandenburg (Hechingen) ausgeführt worden sei. Dass die
Zeichnung Dürers in Christchurch College zu Oxford (die
l 517 datierte Zeichnung der Uffizien ist eine Kopie) dazu
die Vorlage gebildet, ist unwahrscheinlich. In der Stifts-
kirche zu Römhild in Sachsen-Meiningen.
Bronze, etwas unter Lebensgrösse.