SONNTAG
IN TOLEDO.
Sonntagmorgen in diese Kirche gehen würde. Jeden Sonntag-
morgen würde ich mich einer solchen Bestrafung gern unter-
ziehen, die Musik, den Weihrauch, das herrliche Licht ge-
niessen und mir einbilden, dass ich fromm sei.
Den sonnigen herrlichen Nachmittag streiften wir wie Ent-
deckungsreisende durch Toledo und seine Umgegend. Durch
enge Gassen, die stets bergab gingen, über "freppen, die
mit unbequemen spitzen Steinen belegt waren, längs sehr
alter und abgebröckelter Mauern, und Wlf kamen an den
wZocodovere, der arabische Name für ßPlatza. Diese stille
Stadt, wo jetzt alles durchweg spanisch-katholisch ist, war
vor Jahrhunderten der Sitz von Mauren und Juden. Der
Name Toledo selbst ist hebräischen Ursprunges: die Stadt
der Abkömmlinge könnte es heissen. Alcazar auf der Höhe,
die Brücke von Alcantara in der Tiefe haben noch die Namen
ihrer früheren Erbauer behalten. Doch ist so viel, so viel
seit jenen Tagen hier geschehen. Jetzt sind keine Scheiter-
haufen oder Tourniere auf dem Zococlover. Eine fröhliche
Militärmusik
der
hier
befindlichen
Kadettenanstalt
lässt
die
Stadt zusammeilkommen. Junge Leutnantchen spazieren ge-
schäftig hin und her, und in den Cafes ringsum bringt die
Bevölkerung von Toledo in der fröhlichen Sonne ihren Sonn-
tag durch.
Wir schlendern noch einige Strassen abwärts: hier ist ein
Museum. wMuseox steht mit grossen Buchstaben über der
Thür. Leider! Giebt es denn keine Stadt ohne Museum,
und ist jeder Fremde verpflichtet, da hineinzxigehen? Glück-
licherweise ist es Sonntag und die Thür geschlossen; so
konnten wir ruhig weitergehen. Doch wir waren zufrieden,
dass Toledo auch sein Museum hat.
Es hat uns diesen schönen Nachmittag nicht verdorben.
Wir stiegen immer tiefer in die Stadt hinunter, und wir kamen,
obwohl mühsam, durch die närrischen Ruinen und Krümmungen,