Volltext: Spanien

SONNTAG 
TOLEDO. 
auf 
Schall 
den 
Da 
steht 
hoch 
auf 
der 
Kanzel 
der 
Mann 
mit 
weisseln 
Haar, 
das 
wie 
ein 
Kranz 
um 
seinen 
dunkel- 
braunen kahlen Schädel wallt, mit grosser gebogener Nase 
und tiefliegenden Augen; er trägt ein weisses gesticktes 
Hemd über einer dunklen Soutane; mit den Händen macht 
er viele Bewegungen, die seinen Worten Nachdruck geben 
sollen. Oft schlägt er mit seinen Händen auf die Brüstung 
der Kanzel; er schreit, weint und betet. Keines seiner Worte 
kann ich verstehen, und doch begreife ich alles; aber all 
seine Worte können nicht verhindern, dass meine Blicke von 
der dunklen Masse von Männern und Frauen, die vor der 
Kanzel auf der Erde liegen, angezogen werden; rund um die 
Kanzel herum liegen sie mit dem Angesicht zur Erde, es ist 
ein Haufen schwarzer Schleier, schwarzer Haare und schwarzer 
Röcke, und dazwischen kahle Schädel, braune Hände mit 
Gebetbüchern und hier und da ein weisses Taschentuch, das 
vor die Augen gehalten wird. Und über sie hin wirft der 
Priester mit beiden Händen seine glühenden Bestrafungen 
und Belehrungen. lch lausche mit Andacht und Aufmerksamkeit. 
Endlich beginnt seine Stimme zu sinken; er spricht leise vor 
sich hin, die Menge erhebt sich. Da erschallt die Orgel, der 
Chor beginnt, und die Messe wird fortgesetzt. Auch wir waren 
niedergekniet; jetzt standen wir auf und hörten uns die Musik an, 
die ruhig und lieblich durch den Raum klang. Es war eine 
Messe von Verdi, und jetzt begriff ich, warum mich dies hier 
in der Kirche so seltsam harmonisch und freudig stimmte. 
Wir genossen den schönen Platz, auf dem wir sassen, die 
malerischen 
teristischen 
Flguren, 
Gesichter 
die 
und 
vielen warm-braunen und charak- 
die rauschenden Kleider der vor- 
nehmen Matronen; dazu die Musik. Wahrlich, alles war geeignet, 
um mit der sonnigen Festfreude, die dieses ganze Schauspiel 
durchdrang, uns einen herrlichen Sonntagmorgen zu schenken, 
und ich dachte, dass ich, wenn ich in Toledo wohnte, jeden
	        
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