TOLEDO.
Schritte die Strasse heraufkommen; es schien ein Kaufmann
zu sein, der einen Korb trug, über dem ein langes Ziegenfell
hing, ein kurzer Sombrero beschützte sein Gesicht, und seine
Hose war mit Kordeln um seine Beine geschnürt; ein grosser
Stock vervollständigte seine Ausrüstung; Als er in die Nähe
des Fensters kam, fing er laut zu singen an, und Mutter und
Kind traten weiter vor, um eher bemerkt zu werden; es war
der Gatte, der Vater, das war gewiss. Gleich mir genoss
er einen Augenblick das herrliche Bild, und die Mutter hielt
das Kind gegen das Gitter, dass der Vater seine Lippen mit
dem langen Schnurrbart darauf ruhen lassen konnte; dann
ging er um die Mauer herum und zu der Thür, die sich an
der Seite des Hauses befand, hinein. Ich blieb noch einen
Augenblick stehen und sah, wie der Glückliche das kleine
Kind in die Höhe hob, die Frau das einfache Mahl bereitete
und, um nicht unbescheiden zu sein, ging ich meiner Wege.
xlst das nun allesß dachte ich, wwas ich in Toledo zu
sehen bekomme, ein Schauspiel, wie es bei uns, wie es überall
vorkommth Ich hatte auf schwarze Reiter mit ihren Toledo-
klingen, alte Juden mit hohen Mützen und langen Röcken
oder mindestens auf einen kleinen Aufzug von weissen Mönchen
mit Fackeln oder ähnliches gehofft.
Aber das alte Toledo that heute nichts
als
mich
meinen
gewöhnlichen Gefühlen treffen, denn als ich die steile Gasse
emporgeklettert war und auf eine ziemlich breite Strasse kam,
sah ich wieder etwas, das als Pendant des vorigen dienen
konnte; es war eine lange Bauerngestalt mit einem Strohhut
auf dem Kopfe und einem dunkelblauen Kittel, die neben
einem Esel herlief; er hatte einen langen Stock mit Blättern
in der einen Hand, und mit der andern hielt er einen grossen
Korb in der Schwebe, der von dem Rücken des Esels herab-
hing, und ein fast nacktes Bengelchen barg, das einen
grossen Apfel in der Hand hielt; die Anmut des nied-