MADRID.
Hervorragendste eine schöne, grosse Frau mit blondem Haar
und blossem Hals und Armen; sie ist bei ihrer Arbeit, man
möchte fast sagen, ein lebensgrosser Terburg, wohl etwas
kräftiger und breiter, aber die Farbe, die verführerische, sie
ist da mit all ihrer weichen Zartheit, ihrer blonden Schönheit.
Aber etwas weiter im Saal, da steht ein lebensgrosser Kerl
und spricht; es ist ein Hofnarr, er hat, glaube ich, ein Stückchen
Papier in der Hand und deklamiert. Ja, er thuts, wie lebendig
er dasteht und seine Hand ausstreckt, um durch Gesten seine
XVorte zu verdeutlichen. Breit, gross und lebendig ist es
ich hatte noch nie so etwas gesehen.
Velasquez ist ein Maler, wie man ihn sich in der Jugend
vorstellt. Eine grosse Leinwand, schmale und breite Pinsel,
und man malt darauf mit lustiger Hand einen Reiter zu Pferd,
lebensgross in einer herrlichen Landschaft mit blauer Luft und
ES
lichten
Wolken.
Gekleidet
einen
losen
Kittel
ElUS
braunem
Sammt, mit schwarzem Schnurrbart und tief liegenden Augen steht
er da und pinselt mit kundiger Hand eine grosse Leinwand mit
lebensgrossen Figuren voll. Er zeichnet nicht tiefsinnig oder
genau, aber gross und treffend; er sucht nicht, er müht sich
nicht ab, wirft nicht verzweifelt um sich mit Pinseln und Stühlen,
sondern ist ernst und überlegend. Voll Liebe für dasjenige,
was er schafft, setzt er sich einen Augenblick nieder, um von
seiner rüstigen Arbeit auszuruhen, und studiert aufmerksam das
Modell, welches vor ihm steht und auch ausruht von der Pose
für einen Trompeter.
Stunden ohne Pause
wieder,
bis er
Dann erhebt er sich
stehend zu arbeiten,
um einige
durch die
Ankunft einiger Höflinge, vielleicht des Königs selbst, die mit
Wohlgefallen seine farbenreiche und klare Arbeit bewundern,
gestört wird.
Quel peintre et quel talentl Und wir stehen hier und suchen
zu begreifen, was solch, ein Mann in solcher Umgebung gefühlt
haben muss, wir Maler ohne Mut, ohne Modelle, ohne Hof,