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KKEH R
AUS
SPANIEN.
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Raume mit seinen phantastischen Schatten auf Fussboden und
Decke liess uns für einen Augenblick unsere ganze Müdig-
keit und Kälte fast vergessen. Der Schlafende hörte nichts,
wie wir auch riefen. Wir schlugen mit Schirmen und Stöcken
gegen die Kisten, dass es krachte; der Kutscher rief ihn beim
Namen und schüttelte ihn heftig an der Schulter. Nichts half.
Endlich ging der Kutscher, da er den Stall kannte, nach der
Pumpe, nahm einen Blechnapf, füllte ihn mit Wasser und
spritzte dann mit der Hand das kalte Nass auf die Nase und
Augen des jungen Mannes; das half, die Augen öffneten sich,
und mit einer schläfrigen Bewegung der Arme stand er auf.
An solche Störungen gewöhnt, sagte er: wOui, oui, messieurs,
Ihre Zimmer sind fertigw Dann wurden Kerzen angesteckt;
wir gingen die knarrende 'l'reppe hinauf und mussten in der
kalten Nacht ohne spanische Chokolade unser Lager aufsuchen.
S0 waren wir denn in Frankreich und hörten kein Wort
spanisch mehr sprechen; die Eigenart unserer Reise war
weg. Weg waren die unbebauten Felsgründe, die geheimnis-
vollen, seltsamen Dörfer mit ihren armen, bettelnden Ein-
wohnern. Es war eine gewohnte, angenehme Umgebung und
die Menschen genau wie wir selbst.
Wir reisten durch eine freundliche, an Bergen und Wasser-
fällen reiche Landschaft, und als wir Avignon erreichten, war
es natürlich, dass wir das bekannte Liedchen sangen:
Sur
Sur
le
1c
pont
pont
et l'on y danse,
tout en rond.
danse
danse
Aber das Singen hört auf, wenn man die berühmte Stadt
erreicht hat. Finstere, kleine Gassen, alt und doch nicht
schön, hier und da eine einzelne moderne Strasse. Glück-
licherweise fanden wir ein gutes Unterkommen in unserm
Hotel in (ler Nähe der grossen Flussbrücke, die wir soeben
besungen
hatten.