Volltext: Spanien

BARCELONA. 
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Vorstellung; eine rosa Dame sang ein drolliges Lied, das 
durch einige aus dem Publikum dann und wann mitgesungen 
und mit Fussstampfen im Takte begleitet wurde. Der Vor- 
hang fiel und, ein Papier wurde aufgehängt, worauf stand: 
wLa Gueritaw Das war der Name der Frau, derentwegen wir 
gekommen waren. Händeklatschen begrüsste die Anzeige, und 
der Vorhang ging sofort auf. Ich hatte ein Textbuch für die 
Vorstellung gekauft und kann es jetzt noch erzählen. Eine 
dunkle, hübsche Frau aus dem Volke trat auf, sie flog so zu 
sagen nach vorn bis an den Rand der Bühne und rief: xlst 
er nicht hierir und zum Publikum: wHabt Ihr ihn nicht ge- 
sehenPr Sie suchte mit ihren grossen Augen überall im 
Saale, und mit rührender Stimme sprach sie: vEr muss hier 
sein, er hatte es mir versprochen, dass ich ihn in dieser Stunde 
hier finden würde. Den ganzen 'Iiag musste ich ihn sehen 
und sprechen, ich suchte ihn auf den Strassen, unter der 
Volksmenge auf dem lVlarkte, ich kann nicht mehr, meine 
Brust keucht von Anstrengung und Müdigkeitß Sie sank auf 
einen Stuhl, schien ohnmächtig zu werden und sprach still 
vor sich hin; wAchl Pedro, wie anders warst Du, als 
ich Deine alte Mutter pflegte und Du Dich abends auf 
die Bank vor der Thür neben mich setztestß Das traurige 
Gesicht der Schauspielerin veränderte sich; sie zeigte die 
Lieblichkeit und Verliebtheit einer Enamorada, lachte, nach 
der Seite und that, als ob ihr Geliebter neben ihr sass und 
sie seine Küsse mit den Händen abwehrte; aber bald darauf 
stand sie aufrecht und lag knieend vor einem kleinen Marien- 
bildchen, welches an der Kulisse angebracht war. Beide Hände 
emporgehoben, rief sie mit prächtiger Altstimme: wOime 
Madre de Diosl Steh mir bei in der Stunde der Gefahr, die 
ich durchmachen muss, aber  aufdass das Kind ein schönes 
Kind sei, dass ich es ihm zeigen werde als einen Engel, der 
ihn bezaubertq Sie stand auf, und als ob sie ein Kind auf
	        
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