BARCELONA.
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klang hervorbrachte, die Kopf und Frisur vor der Sonne
schützte und einen grossen, breiten Schatten über ihre Stirn
warf, welcher fast bis zu ihren dunklen Augenbrauen reichte.
Was dieses Bild jedoch vollendete, war, dass sie in ihrer
grossen, blossen rechten Hand voll Ringen einen langen,
schwankenden Stengel trug, woran zwei schöne Rosen prangten.
Sie trug ihn mit einer Gefälligkeit, die eine wohlerzogene
Frau zeigt, wenn sie etwas schönes zur Schau trägt.
Es dauerte nicht lange, so wurde sie durch zwei Mädchen
aufgehalten, natürlich Freundinnen; sie trugen beide gestickte
weisse Mantillas über violettseidenen Kleidern und hielten
ihre Fächer dicht vor die Augen, um sie vor der Sonne zu
schützen. Da wurde umarmt, gelacht, auf die Schulter ge-
klopft, die Blume wurde bewundert, und man ging weiter.
Es begann warm zu werden, und meine gelbe Dame ging
auf die andere Seite in den Schatten; etwas weiter gab es
wieder eine Begegnung; es waren zwei sonnige Kinderchen,
die sich an der Hand hielten, sicher Kinder einer Schwester
oder Verwandten, denn sie wurden schrecklich geküsst, dann
bei der Hand genommen, und schnell ging die reizende Gruppe
in ein Konfitürengeschäft hinein, das in der Nähe war.
Solch ein Konfitürengeschäft in Spanien enthält sehr viel;
man möchte sagen eine Weltausstellung von Zucker; ausser
den Torten und Pasteten, die überall auf Gestellen ihren
süssen Duft verbreiten, stehen hier Sachen, die essen zu
können man nie geträumt hätte: Körbchen mit Steinkohlen,
eine Dose mit feinem Tabak, Knäuel Bindfaden und Papier
und Federn; ich sah reizende Couverts aus weissenm Zucker,
worin sich Briefchen aus gelbem Blätterteig mit Zuckerbuch-
staben befanden. In dieses schöne Geschäft trat ich ein,
aber ich wurde sofort von einer ausserordentlich diensteifrigen
Matrone aufgehalten, die mich nach meinem Begehren fragte.
Da stand ich Sie zeigte mir allerhand. Besonders die