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CID.
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ordentliches Miserere, und gegen Mittag, als es zu heiss war,
um spazieren zu gehen, gingen wir nach der uns bezeichneten
Kirche. Wie herrlich kühl! Wir kamen etwas zu früh; es
war noch niemand da, aber wie überall, war auch diese Kirche
voll merkwürdiger Verzierungen, schöner Gemälde, Prunk-
gräber und Bildwerke. Der grosse Fehler war auch hier,
dass es viel zu finster war, um etwas zu sehen; dabei hängen
die Gemälde viel zu hoch und im Dunkeln, oft Limgeben von
brennenden
Wachskerzen,
hinter
Gardinen,
die
DU 1'
auf
Ver-
langen weggezogen werden. Wir hatten Mühe, unsern Aerger
zu überwinden, setzten uns aber geduldig, ich glaube auf
einen der reichverzierten Plätze in der Nähe des Altares; wir
sahen später, als wir weggejagt wurden, dass dies die Plätze
der Offizianten waren, Das kam ein kleiner Chorknabe in
rot und weiss kniebeugend herein; er schien den Raum für
den Gottesdienst in Ordnung bringen zu müssen, schob Bänke
weg, fegte hier und da über den Boden und legte Gebet-
bücher zurecht; dann ging er an einen grossenjgeschnitzten
Lutrin oder Pult, worin unten die grossen, schwer mit Kupfer
beschlagenen Kirchenbücher standen; davon musste er eins
auf das Lesepult legen, aber wie er auch zog und rückte, es
ging nicht; ich gab dann meinem Sohne einen NVixik, dem
Knaben zu helfen, und er hob mit ihm das schwere Buch aus
dem Verwahrungsorte und legte es auf das Pult; dann half
er ihm auf seine Bitte ein grosses kupfernes Weihrauchsfass
versetzen, stieg für ihn auf eine Leiter, um die Gardine von
dem Gemälde vor dem Altar wegzuziehen, weil er nicht
reiehen konnte, und steckte auch die hohen Wachskerzen an.
Der Junge lachte und sagte in seiner Zufriedenheit, dass er
sonst, wenn die Reihe an ihm war, den alten Portier rufen
musste, der dann immer brummte und ihn wegjagte. So
half denn ein Sohn des alten Volkes, die katholische Kirche
Ordnung
ZU
bringen,
und
während
ich
die
beiden
.un
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