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ALHAMBRA.
DIE
grossen Wasserfontäne in der Nähe dieses Einganges wird
man auf spanische Weise mit einem grossen Glas Bergwasser
und einem Gläschen Anisette bewirtet. Nun sieht man sich
um, hier
Scharten.
ist eigentlich eine Festung mit Türmen und Schiess-
Da. vor uns steht wieder eine hohe, rote Mauer, das
soll
die
Alh ambra
sein,
aber
YVQS
bedeutet
das
massive
Gebäude zur Seite, das die Ruine eines europäischen Palastes.
zu sein scheint? Es ist eine historische Tragödie. Karl V.
wollte diesem wWunder der Welte gegenüber einen Palast
stiften, der dieses Kunstwerk übertreffen sollte, aber er ist
nicht vollendet worden; verfallen und vernachlässigt steht er
da als ein Beweis der geschmacklosen Gefühlslosigkeit und
Tyrannei einiger Fürsten jener Zeit. Wahrscheinlich ist ein Teil
der Alhambra dafür weggebrochen, und jetzt ist der Raum,
der die Alhambra umgiebt, grösstenteils dadurch verunziert.
Aber die Ansicht von der Alhambra selbst enttäuschte uns
noch
mehr;
eine
kahle,
fahlrote
Mauer,
und
wir
hatten
eine
prächtige Fassade erwartet. Wir sagten nichts und gingen in
den Eingang hinein. Es ist ein grosses Thor, auf ihm selbst
wieder ein Gebäude, als Verteidigungspunkt eingerichtet, von
unten nach oben laufend. So sind wir denn in dem Bauwerk
und stehen still, um eine Uebersicht zu erlangen. Aber diese
Uebersicht ist schwer zu erlangen, da wir durch allerlei Einzel-
heiten abgelenkt wurden. Alles kommt uns noch kleiner vor,
als wir gedacht hatten, wir stehen in einer durch kleine, sehr
dünne marmorne Pfeilerchen getragenen Galerie, die ein langes,
offenes Viereck umschliesst, dessen Mitte für ein Wasserbassin
ausgegraben ist. Die XViinde sind voll Egurativer Zeichen,
allerlei Verzierungen, die früher wahrscheinlich farbig waren-
Arabische Buchstaben müssen Sprüche aus dem Koran an-
deuten, die auf Regierung und Volk Bezug haben. Aus einer
Galerie kommt man wieder in andere, grosse und kleine, wovon
einige überraschende Durchblicke nach dem Gebirge oder in