Volltext: Spanien

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DIE FERIA. 
Für uns war dies nicht mehr verlockend, denn um einem solchen 
wiederholt beizuwohnen, muss man spanisch fühlen. Wir 
meinten, dass wir genug davon hätten, und schnürten unsere 
Ränzel, um wieder weiter zu ziehen, und zwar, um von Alge- 
siras, dem tiefgelegenen Fischerdorfe, nach Ronda hoch in 
den Bergen zu gehen. 
Das Gehen nach dem Bahnhof war den langen Spaziergang 
wohl wert; an der Seeseite herrschtereges Leben von an- 
kommenden und abfahrenden Dampfern, mit Flaggen und 
Wimpeln geschmückte Ruderer sangen zum Takte der Ruder- 
schläge; eine geschäftige Menge in F estkleidern spazierte in 
der Morgensonne. Einen Augenblick blieb ich stehen, denn 
als wir ein Ende weiter waren, wo es unbewohnt und still 
war, stand auf einer Anhöhe eine Frau mit einem Kind auf 
dem Arm, auf die See hinaussehend. xVorwärts doch! wir 
versäumen den Zug, wenn Du so zögerstß riefen die andern, 
wDu siehst ja bei uns so oft dasselbe    ß Die Beschuldigung 
war wahr. NViederholt hatte ich dasselbe gesehen und wie 
oft auf die Leinwand gebracht, und doch, obgleich es 
genau dasselbe war, konnte ich doch nicht satt werden, die 
Verschiedenheit zwischen hier und dort zu geniessen. Bei 
uns die Figuren eingewickelt von oben bis unten gegen die 
Kälte, den Wind und den nassen Boden, rings herum graue 
Dünen, grau die See und die regnerische Luft. Hier waren 
Frau und Kind nur notdürftig bekleidet; das schwarze Haar 
wehte längs den Schläfen, und ein brauner, wollener Lappen 
bedeckte zur Not die Blösse von Frau und Kind. Und diese 
Frau stand auf einer Erhöhung wie ein Bild, das mit seinem 
Sockel eins ist, und es hob sich gegen einen Hintergrund von 
zart achatblauen Bergen duftig und fein ab, wogegen der 
Vordergrund warm und sonnig war. Ewig dasselbe in tausend 
verschiedenen Formen, das ist es.  Ungern ging ich weiter, 
aber die Bahn ist hier, wie überall in der Umgegend, nicht
	        
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