Volltext: Spanien

TANGER. 
Am seltsamsten jedoch waren für uns zwei lmprovisatoren. 
Ein Raum war freigelassen, um den herum Männer, Frauen 
und Kinder sassen, standen oder lagen, die zwei schreienden 
Männer in ihrer Mitte. Sie sassen sich gegenüber und hatten 
jeder ein kleines Musikinstrument in der Hand, auf dem sie 
dann und wann einen Ton angaben. Uns schien es, als 0b 
die beiden Künstler einen heftigen Wortstreit miteinander 
hatten. Sie standen dann und wann auf, und mit heftigen 
Gebärden und Geschrei warf der eine dem andern in singendem, 
summendem Ton allerlei Reden zu. Heftig waren die Be- 
wegungen, die sie mit ihren Köpfen machten, oft als 0b sie 
dieselben von ihrem Halse abdrehen wollten, um sie dem 
Gegner ins Gesicht zu werfen, dann trat dieser etwas zurück, 
um seinerseits in schnarrendem, kreischendem Ton den 
Gefährten zu übertreffen. Hier sah ich wieder, dass man 
solche Dinge immer auf dem Boden, auf dem sie zu Hause 
sind, sehen muss. Ich hatte schon viel von diesen reisenden 
Sängern und arabischen lmprovisatoren, den Volksdichtern 
des Morgenlandes gelesen und auch Abbildungen gesehen. 
Aber nichts giebt das Leben, die Leidenschaftlichkeit und 
das Gebaren dieser morgenländischen Minnesänger wieder; 
man muss sie. gesehen haben. Unbeweglich sitzen dabei die Lieb- 
haber, um stundenlang diesen beliebten Vorträgen zu lauschen, 
und wir selbst, die wir nichts von allem verstanden, waren an 
den Fleck gebannt und konnten nicht aufhören, dieses selt- 
Same Schauspiel mitten in dem grossen Gewühl zu betrachten. 
Unser Führer aber wollte uns wieder weiter bringen. 
Mahomed hatte furchtbare Mühe, unsere Tiere und vor allem 
den Esel, worauf meine kleine Person sass, durch die an- 
drängende Menge zu bringen. Ordnung oder Regel, Weg 
oder Steg schien nicht vorhanden, und mit Schieben und Stossen 
kamen wir endlich weiter aufwärts ins Freie, um einen Spazier- 
ritt durch die benachbarte, südliche Landschaft zu machen.
	        
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