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TANGER.
hält.
Ein
schwarzer
Wasserverkäxlfer
kommt
mit
gFOSSCD
Schritten dahergerannt; er ist ganz nackt, die Sonne hat ihn
trocken und schwarz gebrannt. Das wollige Haar ist beinahe
eins mit seinem dicken Kopf, worin ein paar funkelnde Augen
tief verborgen liegen und woraus eine scharfe, krumme Nase
und dicke breite Lippen hervorspringen. Das Kinn verläuft
in einen kurzen, krausen Bart. Ein kleiner, grauer Lappen ist
um seine Lenden gewickelt und baumelt zwischen seinen Beinen;
seine Würde entlehnt er dem grossen braunen Ziegenfell, das
um seine glänzende Haut geschlungen ist, und dessen Pfoten
noch eben zu sehen sind; der Bauch des gegerbten Tieres
ist mit Trinkwasser gefüllt, und der Hals dient als Röhre, um
daraus zu trinken. wlch würde es nicht mögena, dachte ich
mir und sehe, wie ein alter Mann mit zitternden Beinen
seinen Mund vorausstreckt und dieses Labsal empfängt;
er ist blind, der Arme, er hat einen Stab in der einen Hand,
und mit der andern klammert er sich an den Arm eines
kräftigen Jungen, der für ihn bettelt.
Aber dies alles ist nichts im Vergleich zu der wunderlichen
Ueberraschung, wenn es eine Frau ist, der wir begegnen.
Sieh da, da kommt ein grauleinener Sack angelaufen,
sich an der Mauer entlang schiebend; ich achtete darauf,
konnte aber weder Augen noch Füsse bemerken. Solche
weitgehende Verpflichtung legt der Koran den verheirateten
Frauen auf; es ist nicht das Sittlichkeitsgefühl, das jedem
Auge die Schönheit der Frau verbirgt, es ist die Vor-
schrift des Koran, dass die Frau nur vor ihrem Herrn und
Meister ihren Körper entblössen darf. Sie bewegt sich langsam
vorwärts, bis sie vor einer, wie soll ich es nennen?
Oeffnung, Thür oder Thor eines Hauses stillsteht. In dieser
dunklen Tiefe liegen eine ganze Menge Kinder wie auf die Erde
gesät. Es scheint eine Schule zu sein, und sie bleibt am Thür-
pfosten stehen, um ihr Kind zu holen. Sie schlägt gegen das