AFRIKA
109
und die rollenden Wellenberge mit weissen Köpfen und violett-
grünen Zwischenfarben geben dem Ganzen eine unaufhörliche
rhythmische Bewegung.
Aber auch die Bemannung des Schiffs ist sehenswert. Neger
und spanische Matrosen, Reisende jeder Nationalität und Kleidung,
von dem englischen Touristen im karriertem Anzug bis zum
Araber, der auf dem Verdeck liegt, sich in seinen weiten
Burnus wickelt, und halb nackte Kinder mit geschorenen Köpfen
und Amuletts auf der Brust.
Wie ein kleines Intermezzo sassen neben mir zwei spanische
Nlädchen aus Cadix, aufrecht, bange und blass wie zwei Marmor-
bilder, ihr feines Profil dem Horizont zugewandt. Sie sprachen
nicht, drückten sich schüchtern aneinander, allmählich wurde
die eine immer blasser und blasser und die andere besorgt und
unruhig, und sie gingen still vom Verdeck nach unten, und ich
habe sie nicht mehr oben gesehen. Stundenlang ging es auf und
nieder, oft schien es, dass wir versanken, um dann wieder mit
dem Vordersteven nach oben geworfen zu werden, alles schüttelte,
krachte
und
zitterte,
aber
diese
ururde
Eintönigkeit
oft
durch
vorbeikommende Schiffe, die mit ihren bunten Segeln jauchzend
und grüssend an uns vorüberfuhren, Llnterbrochen. Dampfschiffe,
Kriegsschiffe und Schaluppen mit turbanbedeckten Marokkanern
kamen
UIIS
vorüber
Endlich
sahen
wir
der
Ferne
einen
kahlen
Felsen
)
das
war Tanger; noch waren wir auf hoher See, aber unser
Dampfer warf Anker und blieb liegen. Nun erschien der
Gesandte mit seinem Gefolge auf dem Verdeck; eine Flagge
wurde gehisst, und wir sahen in der Ferne etwas ankommen,
das einen Goldklumpen auf einer blau-silbernen Schüssel glich.
Es wurden Signale gepfiffen, Anstalten zum Verlassen des
SChiffCS gemacht, Leitern niedergelassen, und die wunderliche
Figur in der Ferne entpuppte sich als eine mit grossen Flaggen
verzierte Schaluppe, die geradeswegs auf uns zukam. Es war