MURILLO.
O heiliger Murillo, da stand ich nun nach dieser heissen
Nacht am folgenden Morgen im Museum zu Sevilla und starrte
Dein Werk an und versuchte mir klar zu machen, wie ich mit
Dir und Deinem Schaffen zurechtkommen konnte. Im Museo
del Prado neben dem siegreichen Velasquez wollte ich Dich
nicht flüchtig ansehen. Aber hier bist Du der Tonangebende.
Die ganze Seitenwand ist mit Deinen seligverklärenden Gemälden
bedeckt; Deine Vaterstadt hat Dir gebührende Ehren erwiesen,
und doch bei aller Fülle wie leer, leer durch Eintönigkeit. Du
bist mir zu süss, Du kommst mir vor wie ein Gebäck, in dem
zu viel Zucker ist. Ich möchte sagen, es ist kein rechter Stil
in Deiner Arbeit, es liegt nicht das elegant Royale eines
Velasquez darin, auch nicht das Rauhe eines Ribera, alles ist
bei Dir abgerundet, angenehm in Farbe und Form.
NVenn Michel Angeln einen Finger auf ein Stück Papier
zeichnet, dann ist es ein Finger, wie er ihn erfunden hat;
durch einen einzigen Schwung, durch einen einzigen Pinselstrich
verrät Rubens seinen Charakter und die Eigenart seines Talentes.
Bei Dir dagegen wird alles durch gleichmiissiges Schaffen ohne