KIRCHENFESTE.
Nun richtete sich der Kardinal aus seiner gebeugten Haltung
auf, und seine grosse Gestalt und seine auffallende Kleidung
beherrschten die ganze Versammlung; er trug ein weisses
Käppchen auf seinem braunen Haupt, und seinen roten Hut
hatte er unter dem Arm. Alle erhoben sich und stellten sich
zu beiden Seiten des Mittelweges auf, auf dem ich
der vorherigen Prozession das duftende Tannengrün
wie
und
bei
die
Reseda begrüsste.
Würdevoll stieg nun der Kardinal die Stufen herunter,
voran gingen vier der grössten Chorknaben, und all die
andern folgten. Es waren ein paar niedliche kleine darunter,
ich zählte achtzehn. Langsam begaben sie sich nach dem
Chor; dort liess sich der Kardinal in einen grossen Arm-
stuhl nieder, die Chorknaben gruppierten sich in einem
grossen Kreis um ihn. Dann erhob einer der grössten Knaben
den Arm (ein Zeichen) und der Gesang begann. Ein lieblicher
Gesang von Kinderstimmen, fein und naiv; er klang in dieser
grossen Kirche, die sonst das Dröhnen der schweren Kirchen-
orgel erfüllte, wie etwas neues; wie ein frühes Morgenläuten, wie
eine Botschaft aus der Ferne. Nun wurden die Castagnetten ge-
schwungen und ein lVlenuett in zierlichen Bewegungen um die
Hauptperson getanzt. Der Kardinal hatte nun seinen Hut aufge-
setzt und beschaute die ihn Lnnringenden tanzenden Kinder mit
echter Gemütlichkeit, seine feingeformten Hände auf der Brust ge-
faltet. Es war ein hübsches Schauspiel, wie die feingekleideten,
fröhlichen Knaben in einer Reihe tanzend, singend und
Castagnetten schwingend, einen Kreis bildeten, der würde-
volle, rote Kardinal in ihrer Mitte, und das alles umgeben
von der schönen Architektur der Hauptkirche. Aber jetzt
begann die Orgel, alles mit ihren schweren Tönen erfüllend;
der Kardinal und sein Gefolge verliessen den Chor und
begaben sich in die Sakristei; die Ceremonie war für diesmal
beendigt.