KIRCHENFESTE.
Das
Mittelschiff
Kirche
der
war
bei
meiner
Ankunft
bereits
gefüllt. Herren und Damen in Sommerkleidung, die sich mit
fröhlicher Höflichkeit begrüssten; man konnte sehen, dass die
Neugierde über die Frömmigkeit den Sieg davontrug. Bet-
stühle waren beiseite geschoben, und vom Hauptaltar bis zum
Chor war ein breiter Weg offengelassen; die Sonne schien mit
ihren breiten, warmen Mittagsstrahlen durch die hohen, reich
bemalten Bogenfenster und färbte jeden Kopf und jedes Kleid
mit einer besonders effektvollen Glut. Jeder sass oder stand,
die Augen auf den Mittelweg gerichtet, der durch Kirchen-
diener mit silbernen Ketten und Tambour-Major-Stäben bewacht
wurde. Figuren von selbstbewusster Unentbehrlichkeit. Auf
dem Altar brannten Kerzen oben und unten; Blumen lagen
auf den gestickten Kirchengewändern; sichtbar stieg der Duft
von Wachs und Weihrauch empor. Mitten vor dem Altar
kniete der Kardinal in seiner roten Kleidung, umringt von
Jünglingen und Chorknaben. Sie waren herrlich anzusehen
in ihren weiss und rot gestickten Ueberkleidern, mit kräftigen,
frischen Gesichtszügen und kurzgeschorenem, schwarzem Haar.
Der eine trug ein grosses, mit Gold beschlagenes Buch, der
andere ein rauchendes Weihrauchfass, ein anderer wieder ein
grosses, mit Edelsteinen eingelegtes Kreuz.
rote, von den Wlachskerzen beleuchtete Gestalt
Die kniende,
und die Chor-
knaben um dieselbe wie ein Stab; es war ein echt spanisches
Schauspiel, reich und warm. Ich hatte genügend Zeit, mir
alles gut anzusehen, denn es war eine Stille, nur leises
Flüstern und Hin- und l-lerlaufen, um den Pater nicht zu
stören, der mir gegenüber auf dem Predigtstuhl eine Rede
hielt, auf die niemand hörte und deren Ende jeder sehn-
süchtig erwartete.
Endlich schloss der kleine, schrumplige Mann sein Buch,
die Rede war zu Ende, und er ging zufrieden vom Predigt-
stuhl runter.
Rede
sehn-