Volltext: Überreste der Aegyptischen Baukunst

Blättern vorgestellet sind. D-afs vielleicht Jahrtausende dazu erfordert 
Wurden, wird sehr wahrscheinlich, wenn man bedenkt, in welchem Zu- 
Stande sich unter andern die Mechanik, die treue Gehülfin der Baukunst, 
und die Kenntnifs ihrer Kräfte noch ziemlich spät unter ihnen befand i). 
Uebrigens halt' ich es für die Schuldigkeit eines Baumeisters , der in 
seinem Fache mehr, als ein gemeiner Mensch sein will, auch das Streben 
nach Zwecken in der Kunst selbst derer kennen lernen zu suchen, denen 
es aus tausend Ursachen nichtmöglich war, diese Zwecke zu erreichen; 
wie ein Mahler und Bildner auch die ersten Versuche in den aus der Barba- 
rei des Mittelalters sich wieder empor arbeitenden Künsten, ja, selbst die 
WVerke der Gothischen Bildhauerkunst, seiner Aufmerksamkeit würdi- 
gen wird.  
Dieses Studium demBaukünstler und Liebhaber der Kunst zu erleich- 
tem, oder doch wenigstens seine flüchtige Neugierde zu befriedigen, nahm 
ich aus den wenigen Werken , worin man Abbildungen von Gegenständen 
der Aegyptischen Baukunst findet, dasjenige auf, was mir den Charakter 
derselben am besten darzustellen schien, und ergänzte die Trümmern ver- 
fallener Werke diesem Charakter gemäfs. 
 Wenn man mir die Gerechtigkeit wiederfahren läfst, zu bedenken, 
dal's ein erster Versuch nie die Forderungen der Kritik ganz befriedigte, da 
selbst in Taylors berühmter Architektur  Handlung in London noch 
nichts über die Aegyptische Baukunst heraus kam, so wird man diese Blät- 
ter, bei welchen Weder die Kupferstecher, noch die Verlagshandlung, 
noch auch ich Mühe, Fleifs und Kosten sparten, mit Nachsicht beurthei- 
len, und mir, wenn dieselben ihrer Nachsicht nicht würdig sind, durch 
wohlmeinende Winke, die ich mir befolgen zu können zur Ehre anrechnen 
werde, zeigen, was ich bei einem etwanigen zweiten Hefte, wozu schon 
verschiedene Zeichnungen bereit liegen, zu besserer Erreichung meines 
Zweckes zu beobachten habe.  
Leipzig, 
Ostermesse 1799. 
Die M e ch a n'i k , spricht L ing u e t , diejenige Kunst , welche mit dem Menschen zu- 
gleich geboren worden zu sein scheint , war in Aegypten sehr unvollkommen. Die Ae- 
gyptier wufsten die Elemente nicht zu Sklaven ihrer Geschicklichkeit zu machen. Weit 
entfernt , den Gebrauch der bewegenden mechanischen Kräfte und die Vermehrung der 
Kraft , die daraus entspringt , nur zu ahnen , wandten sie selbst die einfachsten Hiilfs. 
mittel der Natur nicht an. Wenn man wissen will , wie sie sich bei Fortschaßung von 
Lasten benehmen , so schlage man den Abb e Güyon (Histoire des Empires e: des R6. 
publiques) nach, und man wird sehen , wie sich zwei tausend Mens chcn drei 
ganzer Jahre plagten, einen Stein, der dreißig Fufs lang war, zu 
Wasser eine Strecke von zwanzig Tag-ereisen fortzuschaffen. Histüirc 
du Siäcle dßilexandre le Grund, cimp. B. 

	        
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