runden Goldbleche als Siegel (38. 1a). Hier begegnet uns zumierstenmal ein deutscher Kaiser in
der Stola, jenem langen Bande, welches sonst nur den kirchlichen Würdeträgern zustand. Das
Initial zeigt uns den Kaiser mit dem einen Ende der Stola manipelartig über dem rechten Unter-
arme, das Siegel aber mit auf der Brust gekreuzter Stola, welche hier noch nicht mit dem Schwert-
gurt unterbunden erscheint (38.19. 50.19). Vermutlich wurde die Stola hinten untergesteckt und
zwar in derselben Weise, wie es nach einem Siegel Karls IV. (38.19) später auf der Vorderseite
geschah. Die Abzeichen des herrschenden Adels scheinen sich damals auf eine Kopf-
bedeckung beschränkt zu haben, wie sie schon im 13. Jahrhundert vorkam; dem Herzoge stand
ein Hut mit Krempe und kegeligem, ein wenig zurückgeneigtem Kopfe zu, der unten mit einer
Zinkcnkrone umgeben war (vergl. Fig. 16. 1. 11); dem Grafen und Markgrafen eine flache Rund-
mütze (vergl. 37. ß), die untenher mit Pelz besetzt war, obenher, von der Stirnmitte nach hinten,
mit einer festaufliegenden Goldborte. Sonst machte sich der Adel durch seine Wappen kenntlich
und durch die Farben der Wappen, welche er auf seinen Kleidern trug. Farben und Wappen
kamen auch dem weiblichen Adel zu sowie den adeligen Dienstmannen.
Im 14. Jahrhundert erfuhr die ritterliche Bewaffnung eine gründliche Umgestaltung.
Schon gegen Ende der abgelaufenen Epoche hatte man versucht, das Ringelhemd, die Brünne,
durch einzelne Stücke von hartem Leder sowie mit eisernen Platten zu verstärken. So entwickelte
sich im Laufe des 14. Jahrhunderts die Rüstung aus Eisenplatten, die Schienenrüstung, zu welcher
man die Brünne nur noch als Unterfutter trug. In der ersten Hälfte dieser Epoche verblieb man
in Deutschland noch vorwiegend bei der Brünne, zumal man sich dieselbe jetzt billiger verschaffen
konnte als früher, denn um diese Zeit hatte ein Nürnberger Bürger, Namens Rudolf, die Kunst
erfunden, den Draht in jeder beliebigen Stärke zu ziehen anstatt zu hämmern. Die Brünne reichte
fast bis an die Kniescheibe, hatte enge oder weite Aermel und einen hohen Kragen, welcher Kinn
und Genick beschirmte. Zugleich bediente man sich einer eigenen Halsbrünne, welche hinten und
seitwärts am unteren Rande der Beckenhaube bleibend befestigt war und nicht mit dem Ketten-
hemde in Verbindung stand, sondern zugleich mit der Eisenhaube über den Kopf herab gestülpt
wurde. Diese Anordnung lässt sich deutlich an Bildwerken erkennen, welche den Ritter das Bassinet
in der Hand tragen lassen statt auf dem Kopfe; hier hängt die Halsbrünne am Bassinet. Aufgesetzt
umgab das Ringgeflecht Hals und Nacken in Gestalt eines Pilgerkragens, liess aber das Gesicht frei
(37. s. 10.11.62); nicht selten hatte es hier einen zwickelartigen Fortsatz, welcher gelegentlich über
die Nase herauf genommen und mit einer Oese an der Sturmhaube befestigt wurde (37. 11). Der
Name der Halsbrünne war Cap-mail oder Camail. Doch kamen damals auch noch Ringelhemde mit
völliger Kapuze vor. Unter der Brünne trug man ein mit Werg gefüttertes Wams, den Gambeson,
und zwischen diesem und der Brünne eine eiserne Platte, um die Brust noch besonders zu schützen,
eine Sitte, welche schon im 13. Jahrhundert vorkam. Die Beine wurden durch Ringelhosen (Streich-
hosen) mit gespitzten Füssen gepanzert. Man begann jene Stellen, wo eine Verwundung besonders
schmerzhaft war, nämlich Achseln und Ellbogen, sowie Kniee und Schienbeine, mit gefütterten
Lederschirmen und Binden zu beschützen, die ihrerseits wieder mit eisernen Knöpfen und Platten
beschlagen waren. Aus diesen auf Leder genieteten Platten für Ellbogen und Kniescheibe, den wwBöck-
leinu, entwickelten sich um die Mitte des 14. Jahrhunderts die völlig aus Eisen getriebenen Kacheln,
die "Mäuselnu, welche einzeln umgeschnallt wurden (37.16. 21). Kleine Scheiben kamen an die
Achselhöhlen (61.10) und längere Platten auf die Rückseite der Arme. Um die Wende des 13.
und 14. Jahrhunderts schützte man die Achseln noch durch besondere Schildchen, welche viereckig
oder Oval über dieselben emporragten (37. 9). Der Handschuh, welcher seither zumeist nur eine
sackartige Verlängerung des Ringelärmels, ein Fausthandschuh mit gesondertem Däumling, selten ein
Fingerhandschuh gewesen, kam jetzt durchweg als besonderes Rüststück vor, sowohl als Faust- wie als
Fingerhandschuh. Der Handschuh war von Leder oder Filz, an der Stulpe ringsum mit Blech be-
schlagen, an den Fingern aber nur auf der Aussenseite und zwar mit dachziegelförmig übereinander-