Oberarme zur Hälfte bedeckte, von hier an aber dergestalt verschmälert, dass es vorn und hinten
wie eine Doppelschürze herabfiel und an den Seiten völlig offen stand Gegen Ende des jahr-
hunderts kam noch eine Mischform auf, die bis in das 14. Jahrhundert hinein besonders unter
jungen Mädchen üblich blieb; man schnitt nämlich Hinter- und Vorderstück gleichmässig von den
Achseln an bis auf die Hüften in flachem Bogen aus (36. 12), so dass das Kleid hier offen blieb,
während es nach unten hin geschlossen war. Daneben gab esnoch einige Frauenkleider, von
welchen uns aber nichts als die Namen überliefert sind; wie es scheint, waren es lauter Neben-
formen der Suckenie. Das eine hiess nKurze-Boltu und war vermutlich ein kurzer Ueberhang,
der schon im abgelaufenen Jahrhundert Mode; das andere trug den Namen nSÜrkOtu und ist viel-
leicht als eine an beiden Seiten offene Suckenie aufzufassen; endlich ein mit nSCllWäDZCllTlu be-
zeichnetes Gewand, dessen Name auf ein zum Schleppkleid verlängertes Obergewand deutet (vrgl.
11. 2a). Sämtliche Formen der Suckenie beliebte man ungegürtet zu tragen.
Der Mantel behielt seine halbkreisrunde Form und seine alte Anlage, derzufolge man ihn
von hintenher über beide Schultern nahm und unter der Halsgrube schloss (vrgl. 3G. 17); häufiger
indes wurde er mit einer einfachen oder doppelten Schnur festgehalten, welche quer über die
obere Brust lief (33. 1345); in diese pflegten die Damen zwei Finger der rechten Hand zu legen,
um sie anzuspannen und den Mantel in seiner Lage zu halten, während sie mit dem andern Arme
einen Teil des Mantels empornahmen. Eine Frau, welche auf die Erbschaft ihres Mannes Verzicht
leistete, warf sogleich nach der Beerdigung ihren Mantel oder auch ihren Gürtel auf das Grab des
Toten. Das Haar trugen die Frauen noch nach altgermanischer Sitte völlig aufgelöst und frei
herabfallend (11. 2s. 33. 15. 35. doch kam es auch vor, dass man das Haar in mehrere
Strähne abteilte und jede Strähne von oben bis unten mit farbigem Band oder mit Goldschnüren
umwickelte (11.23), oder dass man das Haar über den Hinterkopf zusammenstrich und unter eine
Haube oder ein Netz verbarg (33. Auch herrschte noch die aus den Karolingerzeiten stammende
Sitte, ein feines Tuch schleierartig über den Kopf zu nehmen (33. 12. 15); dieses Kopftuch führte
damals den Namen vRiSeu, ein Wort, das vermutlich als der letzte Ausläufer des lateinischen Theri-
strium zu betrachten ist. Zum Festhalten des Haares diente unter allen Ständen das oSChHPClR
und das nGebendeu. Das Schapel war ein einfaches Band oder ein Reif, der aus Stoff oder Metall,
ja häuüg war es nur ein Kranz aus frischen Blumen; es wurde über das Haar sowohl wie über
die Rise gesetzt (11. 2a. 33. 1a. 15. 1c. 34.. i). Der Metallreif nahm verschiedene Formen an, so dass
er bald einer Krone (33. 4. 34. s), bald einem Diadem und selbst einem Blumenkranze ähnlich sah
(ll. 28). Das Gebende war eine Art von Barett, das am oberen Rande, wenn die Abbildungen
richtig gedeutet werden, eine Verbrämung von Pelz führte (35. 2. 4. s). Schapel wie Gebende
wurden häufig mit einem weissen Bande befestigt, welches unter dem Kinne herlief. Das Schapcl
war hauptsächlich unter jungen Mädchen, die Rise und das Gebende unter verheirateten Frauen
gebräuchlich. Das Fusszeug, unter dem langen Hemde wenig sichtbar, scheint wie das männliche
aus einfachen Knöchelschuhen bestanden zu haben.
Das Kostüm der staatlichen Würdenträger scheint damals noch keine festen Formen
besessen zu haben; selbst Kaiser und Könige begegnen uns in den Abbildungen mit den damals
üblichen Gewändern (34. 35), mit langem Unterkleide, ärmellosem Oberkleide samt Gürteltasche und
mit dem Rückenmantel, welcher mit Hermelin gefüttert, vorn aber bereits mit einer Art von Um-
legekragen ausgestattet ist. Auf einem italienischen Marmorreliefe vom Ende des 13. Jahrhunderts
(34. 21.46), Welches die Krönung eines deutschen Kaisers darstellt, trägt der Kaiser über dem
Mantel bereits einen geschlossenen Schulterkragen mit Grauwerk. Die Stola, das lange Band,
welches auf der Brust gekreuzt wurde (14. 10), lässt sich in keiner dem 13. Jahrhundert angehören-
den Abbildung nachweisen. Jenes Marmorrelief gibt uns zugleich über die damalige Tracht der
Wahl- oder Kurfürsten Aufschluss; es zeigt uns die geistlichen Kurfürsten in langem, die welt-
lichen in kurzem Rocke, sämtlich mit demselben Schulterkragen über dem Mantel, wie ihn der