Volltext: Trachten (Bd. 2)

aus gestampftem Lehme hergerichtet und wurde an Festtagen mit frischem Gras und mit Blumen, im 
Winter auch mit einer Lage von Heu bestreut. Wärme und nächtliches Licht erhielt der Raum 
durch ein auf dem Herde angezündetes Feuer oder durch mehrere brennende Holzscheite, welche 
längs der Mitte der Halle auf besonderen Steinen aufgeschichtet lagen. In diesem kellerartigen 
Raume hauste zur Winterszeit Jung und Alt, während auf den Querbalken die Hühner sassen und 
wohl auch die Ratten herumhuschten. Die Sitzplätze waren längs der Wand angebracht, fest oder 
versetzbar, und gewöhnlich unter dem Sitze mit einem verschliessbaren Kasten versehen. Als vor- 
nehmster Sitz galt der Sitz des Hausherrn, der Hochsitz; dieser wurde zuweilen durch ein Paar 
Pfosten am Rande der Bank ausgezeichnet. Neben den Bänken gab es noch dreibeinige Schemel. 
Der Tisch bestand aus einer rechteckigen Platte, welche auf einem im Boden befestigten Unter- 
gestelle mit vier Beinen ruhte. Die Tischplatte war häufig so lang als die Stube breit, in diesem 
Falle aber zum Auseinandernehmen eingerichtet, damit man sie nach jedesmaligem Gebrauche bei- 
seite schaffen konnte. Reiche Leute verhängten die Platte mit einem Tuche; auch besassen die- 
selben noch besondere Schänktische für die Trinkgeschirre. Als Schlafstelle dienten die Bänke; 
der Hausherr und sein Weib lagen im Hochsitze, Kinder und Dienstboten auf den übrigen Bänken; 
loses Stroh zur Unterlage oder ein mit Heu und Gras ausgestopfter Ledersack, einige Felle als 
Decke. Kehrten fremde Gäste ein, welche im Hause übernachten sollten  was im Winter leicht 
geschehen konnte, wenn Weg und Steg verschneit waren  so wies man denselben entweder den 
nackten Fussboden an oder machte ihnen auf dem Tisch ein Lager zurecht. In den Häusern be- 
güterter Leute aber gab es eigene vom Wohnzimmer abgesonderte Schlafkammern mit wohlein- 
gerichteten Betten oder das Bett stand als wichtigstes Möbel in der Wohnstube selbst. Solch ein 
Familienbett war wie eine Stube in der Stube, ein häuslicher Raum für sich; es stand gewöhnlich 
in einem Winkel der Stube, das Kopfende und eine Seite an den Wänden. Die Bettlade ruhte auf 
hohen Beinen; vor ihr stand eine Fussbank zum Einsteigen. In dem Gestelle lag zu unterst eine 
Schichte Stroh, darüber eine Decke von Tuch oder Linnen, auf dieser Decke ein Polster und darüber 
eine Wolldecke oder ein Bärenfell. Die ganze Bettstatt wurde von der übrigen Stube abgesondert 
durch einen Vorhang oder durch Panelwerk aus Eichenholz, in welchem sich eine Thüre befand, 
und überdacht von einem Himmel mit vollständiger Decke. Ausser den Eltern pflegte in diesem 
Bette noch eine Anzahl der Kinder zu schlafen; diese lagen nach der väterlichen und mütterlichen 
Seite, der nSchwert- und Kunkelseitea, geordnet. Wo die Herzen nicht so enge, da war auch das 
Bett noch weit genug für einen werten Gast. Die noch unbehilflichen Kleinen schliefen in hölzernen 
Wiegen. Das Wohnzimmer mit dem Familienbette war zugleich Esszimmer und Staats- oder nGross- 
stubeu. Teppiche vumzeltetenu die Wände und der Fussboden hatte ein Pflaster aus verschieden- 
farbigen in Figuren gelegten Steinen. Das sonstige Mobiliar beschränkte sich auf mehrere Kisten 
und Laden, den Behältnissen unter dem Hochsitze (vrgl. 3. 22) und den Bänken sowie auf einen 
Koffer mit Handhaben, dessen man sich auf der Reise bediente. Dann gab esnoch ein ein- 
gefriedetes Plätzchen in der Stube, wo die Nippsachen aufgestellt waren: die Festkrüge, Sparbüchsen, 
Balsambüchsen und Pretiosenschachteln oder vKridthusena. Von letzteren stammt das Sprichwort: "bei 
jemandem in der Kridthuse seinu, d. h. in Gunst stehen. Anfangs dienten, wie bemerkt, brennende 
Holzstücke zur Beleuchtung; später kamen Lampen mit Brennöl, sowie Ständer mit Kerzen und 
gleichzeitig mit diesen Geräten auch Windlichter oder Laternen auf. 
Zum Hausgeräte zählte vor Allem ein Webestuhl (28. a2). Der Wcbßbälllm ruhte drehbar 
auf zwei Pfosten; unmittelbar an denselben war die Kette angeheftet. Das Werft wurde durch eine 
Querstange in der Mitte gespannt; diese ruhte auf zwei an den Seitenpfosten angebrachten Pfiöcken. 
Ueber die Stange war die Kette gezogen, welche durch unten angebrachte Gewichte in gespannter 
Lage erhalten wurde. Ein grosses lanzettförmiges Gerät von Fischbein diente zum Anschlagen 
des Schussfadens, welcher zugleich mit einem gezahnten Knochen in Ordnung gehalten wurde. 
Neben dem Webestuhle gab es in jeder geordneten Haushaltung noch Spindeln, Wocken und
	        
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