Abbildungen überliefert und diese sind zum Teil ausländischen Ursprungs. Die Formen, welche am
Schlüsse der abgelaufenen Epoche in Geltung waren, bestanden noch mehrere Jahrzehnte hindurch
unverändert fort. Diese Tracht war nicht ohne Würde; die damaligen Künstler liebten es sogar,
sie für ihre Madonnen und Heiligen zum Vorbilde zu nehmen (30. 32). Unter- und Oberkleid
schlossen sich obenher dicht um den Körper und die Arme an (vrgl. 40. 19. 20); das Oberkleid
wurde im Rücken zugeschnürt. Beide Gewandstücke reichten bis zum Halse hinauf oder hatten
einen Ausschnitt im Leibchen, welcher Hals und Brust ja selbst die Schultern tief entblösste.
Senkte sich der Ausschnitt mit einer Spitze gegen den Gürtel herab, so versah man ihn mit einem
Umschlagekragen, welcher hinten am breitesten war, nach vorn aber sich verschmälerte und in die
Ränder des Ausschnittes verlief. Der Gürtel sass dicht unter der Brust. Es geschah nicht selten, dass
man über das Unterkleid kein weiteres Oberkleid, sondern den Mantel legte. Der Brustausschnitt wurde
bei ehrbaren Frauen durch das Hemd ausgefüllt, welches bis zum Halse hinaufreichte, oft auch in der
unteren Hälfte über einem Latze verschnürt (30. 32). Der Mantel hatte zuweilen einen Kragen wie
das Oberkleid (vrgl. 40. 20). Statt des Mantels bedienten sich die Frauen auch des Tapperts in
allen Formen (vrgl. 40. 23). Das Oberkleid erhielt später statt der engen Aermel sehr lange
Hängeärmel, welche als Sackärmel oder als lange offene Flügelärmel gebildet waren (vrgl. 40. 1 s. 1 s. 22. 2a),
gezaddelt und ungezaddelt. Neben den schon früher üblichen Kopfpützen kamen unter verheirateten
Frauen die nHLlllGnu oder nKruseleru in Mode; es waren dies Hauben, welche mit einem dicken,
aber feingefältelten Wulste das Gesicht umrahmten (vrgl. 36. 17. 10. 21. 40. 11. in); über den hinteren
Teil der Haube wurde noch eine weisse Gugel gezogen, die an ihrem unteren Rande gleichfalls
mit einem gekrausten Wulste besetzt war (vrgl. 36. 21). Neben dem Kruseler stand der nHeninu in
Gunst, ein hoher, spitziger oder abgestumpfter Kegel, über welchen ein Schleier gehängt wurde.
Den Schleier pflegte man über besondere Drahtgestelle auszubreiten und zu ordnen (vrgl. 40. 20).
Bßdeütendel" Waren die Wandlungen, welche das weibliche Kostüm in der zweiten Hälfte
des 15. Jahrhunderts durchmachte. Das Unterkleid zwar änderte sich nur wenig; desto zahl-
reicher aber waren die Formwandlungen des Oberkleides. Der Gebrauch, Leibchen und Rock einzeln
zuzuschneiden, wurde immer allgemeiner; man machte das Leibchen entweder kurz und gürtete
das Kleid, oder länger und liess das Kleid in letzterem Falle ohne Gürtung. Man liess den Hals-
ausschnitt nicht nur auf der Brust, sondern auch im Rücken bis zur Taille herabsteigen (32. 21.
vrgl. 42. s), Nacken und Brust den Blicken freigebend oder vom Hemde nach Belieben verhüllt.
Frauen dienenden Standes verschlossen den Ausschnitt mit einem Brusttuche (vrgl. 42. 7). Daneben
blieben auch noch die bis zum Halse geschlossenen Kleider in Gebrauch (vrgl. 42. 1. 2). Es darf
wohl auch für Skandinavien die in Deutschland noch im 16. Jahrhundert beliebte Mode vorausgesetzt
werden, der zufolge man aus dem im Ganzen zugeschnittenen Kleide von der unteren Brust an
bis zum unteren Saum einen Streifen herausschnitt und statt dessen einen andern von gleicher
Farbe einsetzte, welcher breiter war als der Ausschnitt, aber in Falten dergestalt zusammen-
geschoben, dass er genau in den Ausschnitt hineinpasste (vrgl. 42. 4). Gegen Ende des Jahr-
hunderts kamen Kleider auf, die, weiter als die seitherigen, auf der Brust in mehrere Falten gelegt
wurden; man zog diese nach oben und befestigte sie unter der Halsgrube mit einer Agraffe (vrgl.
42. c). Zahlreich waren die Formen der Aermel. Die engen Aermel kamen häufiger vor als die weiten;
die weiten reichten nicht selten bis auf den Boden und waren mit Kleinspalt besetzt oder in Zaddeln
völlig aufgelöst (vrgl. 42. 2. 4). Die engen Aermel liebte man entweder bis in die halben Unter-
arme verkürzt (vrgl. 42. 11. 1a) oder an verschiedenen Stellen, namentlich am Ellbogen, aufge-
schlitzt und die Schlitze durch Bauschen von weissem, seltener von farbigem Stoffe ausgefüllt
(vrgl. 42. s. s). Daneben bediente man sich der Sackärmel (vrgl. 42. 1). Auch liess man die
Aermel am Oberkleide ganz hinweg nach der französischen und englischen Mode des nSurcotu,
aber aus den weiten Armlöchern besonders eingesetzte Unterärmel hervorblicken, die gleichfalls
geschlitzt und gebauscht (30. a1). Unter den Frauen der höchsten Stände beliebte man nach bur-