Herzogs Albrecht als König von Schweden: nKäm' einer noch so arm aus deutschem Land, so hat
er doch ein Schwert in seiner Hand; und kann er tanzen, hüpfen, springen, dann müssen seine
vergoldeten Schellen dazu klingenß Man trug die Schellen sowohl am Gürtel als auch an einem
Schultergehänge aus Schnüren und Riemen. Ueberhaupt machte sich gegen die Mitte des Jahrhun-
derts ein in's Ueppige ausartender Umschwung in der Tracht bemerklich, dergestalt, dass die ein-
sichtsvollen Leute für die Zukunft besorgt wurden. Man suchte dem um sich greifenden Luxus
von Oben herab durch Kleiderordnungen zu steuern. Eine unter Erik Magnusson um's Jahr 1350
erlassene Verordnung, welche zugleich auch für die Isländer giltig war, stellte ausdrücklich fest,
dass, wer achtzig Mark Silbers Vermögen hatte, ein Wams von gutem Tuche tragen durfte, wer
noch einmal soviel besass, ausser dem Wams einen Rock, wer das Doppelte aufweisen konnte, zu
Wams und Rock noch einen Mantel, aber nicht mit Grauwerk gefüttert. Noch reichere Leute,
sowie Gelehrte und Priester, durften sich nach Gefallen kleiden.
Die weibliche Kleidung folgte derselben Neigung, sich zu verengen, wie die männliche.
Zuerst suchte man das Ober- wie das Unterkleid im Leibchen und in den Aermeln den natür-
lichen Körperformen besser anzupassen (29. s. vrgl. 36. 2. s). Da nun der untere Teil des Kleides
mit dem Leibchen aus dem Ganzen geschnitten ward, So musste auch dieser durch Fältelung oder
durch Verminderung des Stoffes in seiner Weite beschränkt werden. Doch beliess man das Unter-
kleid noch wie von altersher bei seiner schleppenden Länge, falls man dasselbe als Hauskleid
tragen wollte (29. 31); es wurde hinten oder unter den Achseln zugeschnürt oder verknöpft,
ebenso die Aermel hintenher von der Hand bis zum Ellbogen (vrgl. 36. s. 17. 20). Das Oberkleid
führte durchweg eine Schleppe; seine Aermel waren lang oder kurz; die kurzen reichten bis
zum Ellbogen, hinten aber setzten sie sich mit einem Streifen von verschiedener Breite auf Arms-
länge fort (vrgl, 36. 2_ 5); später stieg der Streif bis an die Kniekehle und schliesslich bis auf den
Boden herab. Der Gürtel war bei diesem Kleide überflüssig geworden oder lag als Zierstück
locker unter den Hüften (vrgl. 36. 20). Ein anderes Obergewand, das unter dem Adel und dem
reichen Bürgerstancle beliebt war, glich dem männlichen Ueberrocke (28. 46-49); es lag, wie dieser,
obenher ziemlich an, erweiterte sich nach untenhin, war vom Halse bis zur Brust oder auch völlig
geschlitzt und hatte lange oder auch gar keine Aermel; es wurde nach Vermögen mit Kleinspalt
besetzt und gegürtet oder ungegürtet getragen. Des Mantels bediente man sich nur noch bei fest-
lichen Gelegenheiten; man hielt ihn mitten auf der Brust mit einer grossen Agraffe fest und nicht
mehr, wie früher, über die obere Brust her mit einer Doppelschnur. Das Haar trugen die Mädchen
noch häufig aufgelöst und frei herabfallend (28. 46. 47), verheiratete Frauen auch in Locken gedreht
oder inZöpfe geflochten und diese in Spiralen um die Schläfe gelegt (vrgl. 36. 5). Für die Frauen
aus den unteren Schichten dürfen wir neben der altüblichen Tracht noch den Männerhut oder ein
einfaches Kopftuch voraussetzen, denn diese Gewandstücke kommen auch noch später vor.
Im Verlaufe der letzten Hälfte des 14. Jahrhunderts fing man an, das Unterkleid, das eigent-
liche Hausgewand, häufig aus getrenntem Leibchen und Rocke herzustellen (29. 24. 25); die Aermel
beliess man entweder bei ihrer bisherigen Enge oder gab ihnen eine nach dem Handgelenke hin sich
trichterartig erweiternde Gestalt. Der an das Leibchen anschliessende Rock wurde obenher mehr als
sonst verengt, so dass er den Körper bis in die halben Oberschenkel herab ziemlich fest umschloss
(29. 24), aber seine Schleppe beliess man bei der gewohnten Länge. Das Obefkleid behielt bei nur
unwesentlichen Veränderungen seine bisherige Form bis zum Schlusse des Jahrhunderts. Ueblich als
Oberkleid, wie es scheint aber nur unter den Dienerinnen vornehmer Leute, war ein der nSuckeniea
ähnliches Gewand, das schon im 13. Jahrhundert in Deutschland getragen wurde; dasselbe bestand
aus einem breiten Vorder- und Hinterstücke, welche nur über die Schultern her durch Nähte ver-
bunden waren (29. 22. vrgl. 33.16), an beiden Seiten aber gänzlich offen blieben. Noch im 16. Jahr-
hundert machte ein ähnliches Gewand auf Gothland und Laaland einen Teil der weiblichen Volks-
tracht aus (31. 14. 17). Während der Mantel sich unter der männlichen Bevölkerung verkürzte,