zeit wurden ziemlich weite, bis auf die Knöchel fallende und hier unterbundene Hosen üblich (2541)
Zu den Hauptstücken der Frauentracht gehörten Tunika und Mantel; die Tunika fiel bis auf die Füsse
herab (24. 11. 12. 14). Eine Römerin, die sich damenmässig kleiden wollte, zog über die untere Tunika
noch eine zweite, die Stola, welche um den Fuss herum mit einem volantartigen breiten Saume, am
Halse aber mit einem schmaleren besetzt war (24. 7. s). Der Ueberwurf, die Palla, wurde wie das
männliche Pallium angelegt und nach Bedarf auch über den Kopf gezogen (24. dazu kamen noch
ein Schleier (24. 12. 13), als Schutzkleid die Pänula (24.11) oder ein anderer Umhang von rechteckigem
Zuschnitte, welcher seiner Länge nach auf die Hälfte zusammengelegt, durch einen Schlitz in der
Bruchfalte über den rechten Arm gezogen und schliesslich über den linken Arm herab zusammen-
geknöpft wurde (24. 9). Als Fussbekleidung für beide Geschlechter waren alle Uebergänge von der
einfachen Sandale bis zu dem in die halben Waden reichenden Schnürstiefel üblich.
In der christlichen Zeit und namentlich unter byzantinischem Einflüsse veränderte sich der
Charakter der antiken Tracht. Vorerst war es die Ausstattung, welche farbenreicher wurde; die
beiden Parallelstreifen auf der Tunika, sonst nur ein Vorrecht des ritterlichen Standes, ver-
allgemeinerten sich bis in die untersten Volksschichten und wurden selbst unter den Frauen üblich
(24. 12. 13); dazu kamen noch Kreis- oder Quadrat-Ornamente von buntfarbigem Zeuge an-den
Schultern und im unteren Teile der Tunika (24. 1.3. 1c. 21); auch alle Säume wurden farbig besetzt. So
trugen ihre Tunika der Bauer und der Hirte, die als Schutzkleid noch einen geschlossenen Schulter-
kragen mit farbigem Rande darüber legten (24. 15). Der bunte Besatz in mannigfacher Abwechslung
währte bis in das 12. Jahrhundert hinein. Ebenso lang blieb der Ueberwurf, das Pallium üblich
(vgl. 24.10). Die langen Hosen wurden allgemein (24. 11. 21) Oder Statt der Hosen GamäSßhcn und
lange Strumpfstiefel (24. 15. 1G); auch die Pänula blieb in Gebrauch; arbeitende Leute schlitzten die
Pänula an den Seiten auf, um die Arme frei zu bekommen, oder. schnitten die Seitenteile völlig
heraus; diese offene Pänula nannte man nBirrea. Frauen pflegten nach Bedarf die umgeworfene
Palla zu gürten (24. 20); ausserdem bedienten sie sich einer besonders zugeschnittenen-Palla, welche
in einen schmalen Streifen auslief; diesen Streif schoben sie von oben herab durch das Kopfloch
der Stola (24.19), so dass er am unteren Rande derselben wieder zum Vorscheine kam, und warfen
den übrigen Teil der Palla in gewohnter Weise um den Körper. Einen weiteren aus Byzanz
überkommenen Umwurf legten die Frauen von hinten her über die Schultern (26. n), kreuzten die
Stoffmasse auf der Brust, indem sie dieselbe rechts und links über die Achseln zurückwarfen, und
zogen schliesslich das Nackenteil über den Kopf.
Die Toga war damals schon ausser Gebrauch gekommen. Wir besitzen Abbildungen höfischer
Würdenträger aus der Zeit Constantin's des Grossen, welche mit einem kurzen Gewandstücke be-
kleidet sind, dessen oberer Saum wie ein Ring unter der rechten Achsel und über der linken
Schulter liegt (25. 11. 1a. 21). Da Gewandstücke nicht plötzlich sondern durch Umwandlung in andere
Formen zu verschwinden pflegen, so dürfen wir vielleicht jenes byzantinische Hofkleid als den
letzten Ausläufer, der Toga betrachten und den Ring als einen Rest des alten Purpursaumes. In
Elfenbeinschnitzereien begegnet uns nicht selten ein byzantiniseher Umwurf mit reicher Stickerei,
welcher als schmales Band vorn herabfällt (25.18), sich um die rechte Achsel herum schlingt, auf
der Brust sichjverbreitert und über die linke Schulter in den Rücken läuft, um über die rechte
Hüfte wieder nach vorn und hier über den linken Arm genommen zu werden. Uebrigens war das
halbrunid zugeschnittene Sagum der eigentliche Hofmantel; es wurde mit der Mitte seiner Langseite
auf die linke Schulter gelegt und auf der rechten verhaftelt (25. 20). Auf dem Vorder- und Rückenteile
des Mantels, dicht an der geraden Kante und in Brusthöhe, sass ein viereckiges Zeugstück, der Clavus,
dessen Farbe und Bordierung sich nach dem Range des Trägers richtete. Diesen Mantel trug auch
der Kaiser (26. s) und ebenso die Kaiserin, letztere aber ohne Clavus. Abbildungen aus dem 12. Jahr-
hundert lassen uns Kaiserinnen begegnen in einem nur flach über den Rücken gehängten Mantel
(26. 7), einem von Geschmeide funkelnden Kragen um die obere Brust und in einer breiten Schärpe